521 Tote im Mittelmeer bis März Libysche Schlepper töten 22 Flüchtlinge
08.03.2017, 18:40 Uhr
Flüchtlinge werden Berichten zufolge immer wieder von Schleppern mit Gewalt auf seeuntaugliche Boote gezwungen.
(Foto: AP)
Als "KZ"-ähnlich beschrieben deutsche Diplomaten schon vor Wochen die Lage von Flüchtlingen in der Gewalt libyscher Schlepper. Ein neuer Bericht über ein weiteres Verbrechen der Schleuser bestätigt diese Einschätzung.
Schlepper haben 22 afrikanische Flüchtlinge an einem Strand in Libyen getötet. Die Flüchtlinge wollten sich vom westlibyschen Sabrata aus auf die gefährliche Reise über das Mittelmeer machen, wie Sicherheitskreise mitteilten. Demnach wollten die Flüchtlinge dann jedoch wegen schlechten Wetters nicht an Bord gehen und wurden deshalb getötet.
Der libysche Rote Halbmond bestätigte die Tötungen vom Wochenende, konnte aber keine genaueren Angaben zu den Umständen machen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf erklärte, es habe möglicherweise einen Schusswechsel zwischen den Schmugglern gegeben, wobei die Flüchtlinge umgekommen seien.
Nach Angaben der IOM sind zwischen Anfang Januar und Anfang März bereits 521 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer umgekommen. In der gleichen Zeit seien 20.000 Menschen an der europäischen Küste angekommen. Berichte, dass Schlepper Flüchtlinge mit Gewalt auf seeuntaugliche Schiffe zwingen und über grausame Misshandlungen und Folter gab es bereits mehrfach.
Deutsche Diplomaten hatten im Januar in einem internen Lagebericht allerschwerste Menschenrechtsverletzungen in sogenannten libyschen Privatgefängnissen geschildert, wo Schlepper ausreisewillige Migranten gefangen halten. "Exekutionen nicht zahlungsfähiger Migranten, Folter, Vergewaltigungen, Erpressungen sowie Aussetzungen in der Wüste" seien dort an der Tagesordnung, zitierte die "Welt am Sonntag" aus einer diplomatischen Korrespondenz der deutschen Botschaft in Nigers Hauptstadt Niamey an das Bundeskanzleramt und mehrere Ministerien
Quelle: ntv.de, mbo/AFP/dpa