Politik

"Tief in den Abgrund geschaut" Linke berät über "Desaster"-Wahlergebnis

Katerstimmung nach der Wahl: Die Linke um die Co-Vorsitzenden Hennig-Wellsow (links) und Wissler will die Ursachen für das Desaster ermitteln.

Katerstimmung nach der Wahl: Die Linke um die Co-Vorsitzenden Hennig-Wellsow (links) und Wissler will die Ursachen für das Desaster ermitteln.

(Foto: imago images/Fotostand)

Die Bilanz ist ernüchternd: 4,9 Prozent der Stimmen und lediglich 39 Abgeordnete. Die Linke stürzt nach der Bundestagswahl in ein tiefes Loch. Jetzt beginnt die Partei mit der Aufarbeitung des bitteren Ergebnisses. Dabei gibt es auch einen Lichtblick.

Eine Woche nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl hat die Parteiführung der Linken mit der Aufarbeitung begonnen. In Berlin traf sich der Parteivorstand zu zweitägigen Beratungen. Zum Auftakt habe es eine sehr ernste, deutliche und nachdenkliche Debatte gegeben, sagten die Co-Vorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow. Wissler nannte das Wahlergebnis ein Desaster.

Die Mitglieder des 44-köpfigen Parteivorstandes trafen sich erstmals seit ihrer Online-Wahl Ende Februar in Präsenz in einem Berliner Hotel. Die Parteispitze plant nach Angaben von Hennig-Wellsow nun für die Ursachenanalyse Gespräche mit den Landesvorsitzenden der Linken und Konferenzen mit der Basis, um "die Stimmen der Mitglieder zu hören". Es müsse geschaut werden, wo die Ursachen für das Wahldesaster lägen - vom Bundesverband bis hin zur kommunalen Ebene. Ziel sei es, 2025 eine Linke zu präsentieren, die schlagkräftig sei, "weitestgehend einstimmig" spreche "und eine Attraktivität für die Menschen im Land hat".

Zur Frage, ob es personelle Konsequenzen an der Spitze geben werde, sagte Wissler, der aktuelle Parteivorstand sei erst relativ kurz vor der Bundestagswahl gewählt worden. Es gehe jetzt darum, "politisch-inhaltlich" über Veränderungen zu diskutieren. Sie zeigte sich optimistisch, dass die Niederlage den Zusammenhalt in der Linken stärken könnte. "Wir haben ja letzten Sonntag alle gemeinsam mal tief in den Abgrund geschaut."

"Wir brauchen so etwas wie eine Gerechtigkeitspartei"

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Gerade für eine kleinere Fraktion gelte: "Entweder man hält zusammen, oder man geht in der öffentlichen Aufmerksamkeit unter", sagte Wissler. Sie sei aber zuversichtlich, dass die Partei solidarisch miteinander umgehen werde. "Das Gute ist, dass wir jetzt noch eine Chance haben", fügte Wissler hinzu. Die Partei wolle diese Chance auch nutzen. "Denn wir brauchen so etwas wie eine Gerechtigkeitspartei", die die Interessen von Mietern, Pflegekräften oder Beschäftigten vertrete.

Die Linke war bei der Wahl von 9,2 auf 4,9 Prozent abgerutscht. Nur dank dreier Direktmandate scheiterte sie nicht an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Fraktion schrumpfte durch das schlechte Ergebnis von 69 auf 39 Abgeordnete. Seit der Wahlnacht wird innerhalb der Partei kontrovers über die Ursachen debattiert. Als Lichtblick bezeichneten die Parteichefinnen, dass es in der vergangenen Woche mehr als 1000 Neueintritte in die Linke gegeben habe.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP

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