Eklat beim Europaparteitag Linken-Politiker lobt Wagenknecht und tritt auf der Bühne aus
18.11.2023, 20:53 Uhr Artikel anhören
Gehen bei der Linken bald die Lichter aus?
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Sahra Wagenknecht verfolgt die Linke auch nach der Ankündigung ihrer eigenen Partei: Bei der Wahl zum Spitzenpersonal für die Europawahl nutzt ein Linke-Kandidat die Bühne für eine Abrechnung mit der eigenen Partei - und schmeißt dann ebenfalls hin.
Die Linke geht mit Parteichef Martin Schirdewan und der parteilosen Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete als Spitzenduo in den Europawahlkampf. Rackete wurde am Abend beim Parteitag in Augsburg von den rund 440 Delegierten mit 77,8 Prozent Zustimmung auf den zweiten Platz der Europawahlliste gewählt. Zuvor war Schirdewan mit 86,9 Prozent zum Spitzenkandidaten bestimmt worden.

Carola Rackete und Martin Schirdewann führen eine kleinere Linke in die Europawahl.
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Während die 35-jährige Rackete keine Gegenkandidatin hatte, gab es für den Bundesvorsitzenden überraschend Konkurrenz: Der Hamburger Bijan Tavassoli erklärte seine Kandidatur und sorgte anschließend für einen Eklat. Tavassoli nutzte seine Rede für eine Lobrede auf Sahra Wagenknecht, die kürzlich aus der Linken ausgetreten war. Dann erklärte er ebenfalls seinen Austritt aus der Partei. Dennoch durfte Tavassoli kandidieren, erreichte bei der Wahl aber nur zwei Prozent der Stimmen, ehe er von Sicherheitspersonal aus der Halle geführt wurde. Das Parteitagspräsidium sprach von einer "Störaktion", Schirdewan von einem "unschönen Zwischenfall".
Tavassoli war bereits in der Vergangenheit mit Aktionen aufgefallen, unter anderem hatte er sich als lesbische, bärtige Transfrau ausgegeben. Der Landesverband Hamburg hat nach eigenen Angaben bereits die Entscheidung getroffen, ihn auszuschließen.
Ärger auch für Rackete
Die Kandidatur von Rackete wurde dagegen von vielen Delegierten mit großem Applaus begleitet. Sie wurde als Kapitänin des Schiffs "Sea Watch 3" international bekannt, indem sie mit ihrer Crew Flüchtlinge aus Seenot rettete. Im Jahr 2019 hatte sie trotz eines Verbots der italienischen Behörden auf der Insel Lampedusa angelegt.
Am Vortag der Wahl hatte Rackete allerdings mit einem Interview bei einigen Linken für Unmut gesorgt. Sie sagte bei "Zeit Online", dass sich die Linke konsequent von ihrer SED-Vergangenheit distanzieren und diese Zeit aufarbeiten solle. Später erklärte Rackete auf X, dass dies "eine unbedachte Äußerung" gewesen sei. Die Linke habe ihre Vergangenheit aufgearbeitet, erklärte sie. Zu Beginn ihrer Bewerbungsrede distanzierte sie sich nochmals von ihrer früheren Aussage: "Da habe ich Mist gemacht."
Quelle: ntv.de, chr/dpa