Haben AfD Freiräume gegeben Gysi: Nach Parteigründung den Osten vernachlässigt
16.11.2023, 21:54 Uhr Artikel anhören
Linken-Ikone Gysi ist angesichts eines falschen Fokus' seiner Partei konsterniert.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Die Linke wird oft als Partei der Ostdeutschen assoziiert. Gerade dort habe sie aber nach dem Zusammenschluss von PDS und WASG versagt, beklagt der ehemalige Fraktionschef Gysi. Davon profitiert habe die AfD. Mit fünf Kernthemen wolle die Partei in die Erfolgsspur zurück.
Der frühere Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, sieht Versäumnisse seiner Partei im Osten Deutschlands. "Wir haben den Osten vernachlässigt, nachdem wir uns mit der WASG vereinigt haben", sagte Gysi der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
2007 hatten sich die damals ostdeutsche PDS mit der damals neuen westdeutschen Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) zur Linken vereinigt. "Wir dachten, jetzt ist unsere Stunde in Bayern und Nordrhein-Westfalen gekommen", sagte Gysi dazu. Er habe das kritisch gesehen und auch gesagt - "aber nicht laut genug". Gysi fügte mit Blick auf den Osten hinzu: "Wir haben der AfD dort Freiräume gegeben, die wir ihr nie hätten geben dürfen. Das rückgängig zu machen, ist nicht so leicht."
Die Linke trifft sich von Freitag bis Sonntag zum Parteitag in Augsburg. Eigentliches Thema des Treffens ist die Europawahl im Juni. Die Partei will aber auch ein Signal des Aufbruchs setzen, nachdem Sahra Wagenknecht und weitere Abtrünnige der Linken den Rücken gekehrt haben. Dies führt auch zur Auflösung der Linke-Bundestagsfraktion, die nach dem 6. Dezember nur noch als parlamentarische Gruppe weitermachen will.
Gysi sagte, er denke "jetzt in erster Linie vorwärts". "Wir müssen uns fokussieren, eine Partei in der Krise kann sich nicht um tausend kleine Dinge kümmern", fügte der langjährige Bundestagsabgeordnete hinzu. Die Rettung könne gelingen, wenn sich die Partei auf fünf Fragen konzentriere - reale Friedenspolitik, mehr soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit in sozialer Verantwortung, die Gleichstellung von Frau und Mann weltweit und auch in Deutschland sowie die Gleichstellung von Osten und Westen. Denunziation und Selbstbeschäftigung müssten aufhören. "Dann können wir die Krise 2025 überwinden, und ziehen mit fünf Prozent oder mehr in den Bundestag ein."
Quelle: ntv.de, als/dpa