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Wo es für Lafontaine hakt Wagenknecht positioniert künftige Partei zu AfD und Putin

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Sahra Wagenknecht will 2024 ihre eigene Partei gründen.

Sahra Wagenknecht will 2024 ihre eigene Partei gründen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Aus dem neu gegründeten Bündnis der Ex-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht soll in den kommenden Monaten eine Partei hervorgehen. Wie sie in einem Interview erklärt, will Wagenknecht gezielt um Protestwähler der AfD werben. Beim Thema Russland spricht sie mehrere Punkte an.

Ex-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht will für ihr neues Bündnis, aus dem eine Partei hervorgehen soll, gezielt um Wähler der AfD werben. "Ich wünsche mir, dass wir viele Wähler, die aus Protest für die AfD gestimmt haben, davon überzeugen können, dass unsere Antworten und Konzepte seriöser sind", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Zugleich betonte sie, dass sie keine Rechtsextremisten in ihr Bündnis aufnehmen will. "Mit Blick auf die Mitglieder werden wir sehr genau hinschauen, wer zu uns kommt. Rechtsextremisten werden definitiv keinen Zugang haben", sagte sie.

Die frühere Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende der Linken wandte sich gegen die Behauptung von AfD-Chef Tino Chrupalla, inhaltlich sei ihr Bündnis "fast eins zu eins AfD". "In wirtschaftlichen und sozialen Fragen vertritt die AfD ziemlich marktradikale Positionen", sagte sie. "Es stimmt, dass die AfD seit 2015 gefordert hat, die unkontrollierte Migration zu stoppen. Ich habe es schon damals für einen Fehler gehalten, dieses Thema der AfD zu überlassen."

Russisches Gas für "rohstoffarmes" Deutschland

Wagenknecht bestreitet in dem Interview, dass ihr neues Bündnis mit dem Kreml sympathisiert. "Selbstverständlich gründe ich keine Pro-Putin-Partei", so die 54-Jährige. Sie schloss aus, Geld aus Russland zu beziehen. "Der Verein und die Partei nehmen keine Spenden aus dem Nicht-EU-Ausland an, das ist uns nach dem Parteiengesetz auch nicht erlaubt. Wenn solche Spenden kämen, würden wir sie zurücküberweisen", sagte sie. "Auch bei den größeren Spendern schaut unser Schatzmeister genau hin." Wagenknecht betonte: "Wir sind nicht käuflich, von niemandem."

Wagenknecht sprach sich gleichzeitig in den bedeutenden Fragen der Wirtschaft und Sicherheitspolitik für eine Kooperation mit Russland aus. "Als rohstoffarmes Land profitieren wir davon. Und Russland ist eine Atommacht, Sicherheit in Europa gibt es nur, wenn Konflikte mit Russland diplomatisch gelöst werden", sagte sie. "Selbstverständlich verurteile ich den Ukraine-Krieg. Ich glaube allerdings nicht, dass wir ihn beenden, wenn wir kein Gas mehr kaufen und immer mehr Waffen liefern."

Russland habe die Ukraine überfallen, um zu verhindern, dass das Land "ein militärischer Vorposten der Vereinigten Staaten wird: mit Militärbasen und Raketenstützpunkten wie in Polen und Rumänien", sagte sie. "Das rechtfertigt den Krieg nicht, aber es zeigt, wie man ihn beenden könnte."

Entscheidung gegen private Freiräume

Was ihr Privatleben betrifft, räumte die Politikerin ein, dass ihr Ehemann Oskar Lafontaine ihre Parteigründung auch negativ beurteilt. "Oskar Lafontaine sieht die politische Notwendigkeit für die neue Partei, aber auch die negativen Folgen für unser Privatleben", sagte sie den Funke-Zeitungen. "Ich habe jetzt eine ziemlich anstrengende und stressige Zeit, muss wieder mehr in Berlin sein, durchs Land reisen." Sie hätte die Wahlperiode auch beenden und dann als Publizistin arbeiten können, fügte sie hinzu. "Das hätte uns persönlich viele Freiräume eröffnet. Aber er versteht, warum ich mich am Ende anders entschieden habe."

Eine aktive Rolle wolle der 80-Jährige nicht mehr, berichtete Wagenknecht. "Er hat sein Leben lang Politik gemacht mit all dem Druck und Stress, der damit verbunden ist. Jetzt genießt er es, dass er das nicht mehr muss", sagte sie. "Natürlich beraten wir uns und er unterstützt mich mit seinen Erfahrungen."

Sich selbst bezeichnete Wagenknecht als belastbar - trotz ihres Burnouts vor vier Jahren. "Was mich damals hauptsächlich zermürbt hat, waren diese ewigen Reibereien und Intrigen in den eigenen Reihen. Dadurch konnte ich mich immer weniger auf die politisch wichtigen Aufgaben konzentrieren, irgendwann war ich einfach ausgelaugt und kaputt", sagte sie. "Das heißt nicht, dass ich nicht belastbar bin. Ich habe den 2017er-Wahlkampf mit viel Power geführt, das war stressig, aber es hat auch Freude gemacht."

Quelle: ntv.de, mpe

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