"Warum tun wir das?" Litauens Außenminister kritisiert Scholz scharf für Putin-Anruf
18.11.2024, 15:26 Uhr Artikel anhören
"Das ist für mich sehr schwer zu verstehen", sagte Litauens Außenminister Landsbergis.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht sich nach seinem Gespräch mit Russlands Staatschef Putin teils erheblicher Kritik ausgesetzt. Es sei ein Gespräch aus einer Position der Schwäche gewesen, heißt es aus Litauen. Auch Deutschlands Position beim Thema Taurus sei Teil einer "gescheiterten Strategie".
Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis attackiert Bundeskanzler Olaf Scholz nach dessen Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf. "Grundsätzlich bin ich nicht gegen irgendwelche Anrufe oder gegen das Händereichen - aber es muss aus einer Position der Stärke kommen, nicht aus einer Position der Schwäche", sagte er am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel. Der neuerliche Raketenbeschuss gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine zeige, dass Russland Europas Schwäche ausnutze. "Was hilft uns das also? Warum tun wir das? Das ist für mich sehr schwer zu verstehen", sagte er.
Landsbergis kritisierte Scholz zudem für sein Nein zur Lieferung weitreichender deutscher Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine. Mit Raketenlieferungen könne man Russland "rote Linien" aufzeigen, sagte er. Stattdessen zeige Europa Langsamkeit und Schwäche. Landsbergis betonte, alle Einschränkungen für Waffenlieferungen an die Ukraine müssten aufgehoben werden. "Ein Frieden durch Deeskalation ist eine fehlgeschlagene und gescheiterte Strategie. Wir brauchen eine neue."
Auch den europäischen Umgang mit China bezeichnete der konservative Politiker als schwach. "Wie in vielen anderen Fällen wissen wir nicht, was wir tun sollen, wir haben zu viel Angst vor der Reaktion Chinas", kritisierte Landsbergis.
Die EU müsse dem Weg der Vereinigten Staaten folgen, die mit Sanktionen gegen chinesische Unternehmen und Einzelpersonen vorangegangen seien. "Wenn wir das nicht tun, trägt es zur Festigung dieser Chaos-Koalition bei, die sich mithilfe Russlands bildet. Dazu zähle ich den Iran, Nordkorea, Belarus und China." Der 42-Jährige ist seit gut vier Jahren Außenminister Litauens.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa