Explosionen durch neue Waffen? London sieht Schwarzmeerflotte geschwächt
12.08.2022, 09:34 Uhr Artikel anhören
Auf neuen Satellitenaufnahmen vom 10. August sind zerstörte Kampfflugzeuge auf der russischen Basis in Saki deutlich zu erkennen.
(Foto: Maxar Technologies)
Nach Explosionen auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim stellen Militärexperten Vermutungen an, was dahinter stecken könnte - und wie sich das auf den Kriegsverlauf auswirken könnte. Der britische Geheimdienst äußert sich bereits hierzu.
Die Explosionen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim haben nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten die Marineflieger der russischen Schwarzmeerflotte deutlich geschwächt. Mindestens acht Flugzeuge auf dem Militärflugplatz Saki seien dabei zerstört oder beschädigt worden, hieß es in dem Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London.
Das sei zwar nur ein kleiner Teil der Russland für die Invasion in die Ukraine zur Verfügung stehenden Luftstreitkräfte, aber der Flugplatz sei vor allem zur Unterstützung der Flotte genutzt worden. Die Ursache für die Explosionen vom Dienstag sei weiterhin unklar, so die Experten weiter. Bei den pilzförmigen Rauchsäulen, die auf Augenzeugenvideos zu sehen waren, habe es sich aber höchstwahrscheinlich um bis zu vier Bereiche gehandelt, in denen Munition ungeschützt gelagert wurde.
Der Flugplatz selbst dürfte nach Ansicht der Briten trotz erheblicher Schäden weiterhin nutzbar sein. Es sei aber wahrscheinlich, dass Russland seine Bewertung der Sicherheit der Krim anpasse. Bislang sei die seit 2014 von Russland besetzte ukrainische Halbinsel wohl als sicheres Hinterland eingestuft worden.
Drei nahezu identische Krater
Unterdessen vermuten westliche Militärexperten, dass die Ukraine über neue Langstreckenwaffen verfügen könnte, die den Verlauf des Krieges verändern könnten. Die Bilder des unabhängigen Satellitenunternehmens Planet Labs enthüllten drei nahezu identische Krater, in denen Gebäude auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Saki mit offensichtlicher Präzision getroffen worden waren.
Russland hat bestritten, dass Flugzeuge beschädigt wurden, und erklärte, die Explosionen auf dem Stützpunkt am Dienstag seien zufällig gewesen. Die Ukraine hat sich nicht öffentlich zu einem Angriff bekannt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak äußerte sich in einer Mitteilung zu den Schäden: "Offiziell bestätigen oder dementieren wir nichts ... wir müssen bedenken, dass es mehrere Epizentren von Explosionen zur gleichen Zeit gab."
Die genaue Ursache der Explosionen bleibt daher ein Rätsel. Die nahezu identischen Einschlagskrater und gleichzeitigen Explosionen deuten allerdings darauf hin, dass der Stützpunkt von einer Waffensalve getroffen wurde, die den russischen Verteidigungsanlagen entgehen konnte. Der Stützpunkt liegt weit außerhalb der Reichweite der modernen Raketen, die westliche Länder nach eigenen Angaben bisher in die Ukraine geschickt haben. Die Ukraine verfügt über Schiffsabwehrraketen, die theoretisch auch Ziele an Land treffen könnten.
Die Zeitungen "New York Times" und "Washington Post" zitierten nicht näher bezeichnete Beamte mit der Aussage, ukrainische Streitkräfte seien für den Angriff auf der Krim verantwortlich. Das Institute for the Study of War erklärte, ukrainische Beamte hätten den Angriff auf die Krim als Beginn der ukrainischen Gegenoffensive im Süden bezeichnet und damit intensive Kämpfe im August und September angedeutet. Diese könnten über den Ausgang der nächsten Kriegsphase entscheiden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte seine Mitarbeiter jedoch auf, nicht mehr mit Reportern über Kiews militärische Taktik gegen Russland zu sprechen. Solche Äußerungen seien offen gesagt unverantwortlich.
Quelle: ntv.de, ghö/vmi/rts/dpa