Politik

Fünf Tage unerbittliche Angriffe Mariupol bekommt Feuerpause

Um Mariupol wird seit Tagen gekämpft.

Um Mariupol wird seit Tagen gekämpft.

(Foto: via REUTERS)

Kein Gas, kein Wasser, kein Strom - in Mariupol ist es für die Menschen immer schwerer, ihr Leben auch nur annähernd aufrechtzuerhalten. Verzweifelt wird versucht, einen zeitweise Waffenstillstand zu erreichen, damit Hilfslieferungen durchkommen können. Das hat nun Erfolg.

Das russische Militär hat eine Feuerpause für humanitäre Korridore in der ukrainischen Großstadt Mariupol und für die Stadt Wolnowacha angeordnet. Die Einstellung des Feuers trete um 8.00 Uhr (MEZ) in Kraft, damit Zivilisten die eingekesselten Städte verlassen können, teilte das russische Verteidigungsministerium der Agentur Interfax zufolge mit.

Der Bürgermeister der Hafenstadt Mariupol hatte zuvor die Hoffnung auf einen baldigen humanitären Korridor aus der Stadt ausgedrückt. Zahlreiche ukrainische Behörden arbeiteten daran, dass die strategisch wichtige Großstadt mit 440.000 Einwohnern einen humanitären Korridor erhalte und für diese Zeit ein Waffenstillstand erklärt werde, teilte Wadym Boitschenko in der Nacht zu Samstag auf dem Telegram-Kanal des Rathauses der Stadt mit.

Während man humanitäre Probleme löse und nach allen Wegen suche, "um Mariupol aus der Blockade herauszuholen", stünden die Sicherheitskräfte als "verlässliches Schild" am Stadtrand. Sie hätten die "Eindringlinge" auch am neunten Kriegstag nicht in die Stadt gelassen. Mit dem humanitären Korridor sollten Lebensmittel und Medikamente in die Stadt gebracht werden und wichtige Infrastruktur wieder instand gesetzt werden.

"Seit fünf Tagen wird unsere Heimatstadt, unsere Familie mit einer halben Million Menschen, unerbittlich angegriffen", schrieb Boitschenko. "Unsere Priorität ist die Herstellung eines Waffenstillstands, damit wir die lebenswichtige Infrastruktur wiederherstellen und einen humanitären Korridor einrichten können, um Lebensmittel und Medikamente in die Stadt zu bringen."

Schulen und Krankenhäuser angegriffen

Boitschenkos Stellvertreter Sergej Orlow hatte am Freitag in der BBC von einer "furchtbaren" humanitären Situation in Mariupol gesprochen, nachdem die 450.000-Einwohner-Stadt über 40 Stunden lang beschossen worden sei. Orlow warf den russischen Streitkräften auch Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser vor. Russlands Staatschef Wladimir Putin wolle "die Ukraine als Nation zerstören", sagte er. Von Bewohnern hieß es zuvor, dass sie praktisch weder Wasser noch Strom noch Gas hätten.

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Russische und ukrainische Unterhändler hatten sich am Donnerstag auf die Schaffung humanitärer Korridore geeinigt, um Zivilisten aus Kriegsgebieten herausholen zu können. Allerdings blieb zunächst unklar, wie die Korridore genau funktionieren sollten.

Mariupol liegt in der Nähe der früheren Frontlinie zwischen pro-russischen Separatisten aus der Ostukraine und der ukrainischen Armee. Die Einnahme der Hafenstadt würde einen Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten von der Krim und dem Donbass ermöglichen.

Quelle: ntv.de, sba/dpa/AFP

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