Politik

Gedenken zum Kriegsende Melnyk bei Kranzniederlegung in Berlin ausgebuht

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(Foto: picture alliance/dpa)

Einige Menschen wollen am 8. Mai nicht inne halten und des Kriegsendes gedenken, sondern buhen lieber den ukrainischen Botschafter bei einer Kranzniederlegung aus. Insgesamt bleiben größere Konflikte jedoch aus. Innenministerin Faeser hatte ein konsequentes Vorgehen angekündigt.

An vielen Orten in Deutschland haben Menschen am Sonntag dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa vor 77 Jahren gedacht. Allein in Berlin sollte es Dutzende Gedenkveranstaltungen und Kundgebungen geben. Angesichts des Krieges in der Ukraine ist die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz, um mögliche Konflikte zu verhindern und pro-russische, kriegsverherrlichende Aktionen zu unterbinden. Bis zum frühen Nachmittag kam es zu keinen größeren Zwischenfällen.

Innenministerin Nancy Faeser hatte zuvor ein konsequentes Vorgehen gegen die Verherrlichung des Ukraine-Kriegs angekündigt. "Ich bin der Polizei sehr dankbar, dass sie am 8. und 9. Mai mit sehr starken Kräften im Einsatz ist, um Aktionen zu verhindern, die den russischen Angriffskrieg und die russischen Kriegsverbrechen verherrlichen", sagte Faeser dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). In Berlin hatte die Polizei für 15 Gedenkorte Auflagen erlassen, unter anderem ein Verbot von russischen und ukrainischen Fahnen.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk legte am Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten einen Kranz zum Gedenken an die ukrainischen Soldaten nieder, die im Zweiten Weltkrieg starben. Auch Veteranen und Mitglieder der ukrainischen Armee waren vor Ort, wo zahlreiche Kränze offizieller Stellen aufgestellt wurden, darunter einer des Bundespräsidialamtes. Einige Dutzend Menschen skandierten während des rund einstündigen Besuchs des Botschafters immer wieder "Melnyk raus". Andere Teilnehmende reagierten daraufhin mit ukrainischen Unterstützer-Sprechchören. Trotz des Verbots wurden in Berlin vereinzelt ukrainische oder rote Flaggen mit Sowjet-Bezug gezeigt. Laut Polizeiangaben schritten Beamte mehrfach ein, unter anderem beim Entrollen einer etwa 25 Meter langen Ukraine-Fahne. Ausgenommen von dem Verbot waren unter anderem Diplomatinnen und Diplomaten sowie Weltkriegsveteranen. Botschafter Melnyk, ukrainische Verbände und die Opposition im Abgeordnetenhaus hatten das Fahnenverbot zuvor mit deutlichen Worten kritisiert.

Steinmeier sieht Frieden, Freiheit und Wohlstand in Gefahr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete den Krieg in der Ukraine als "Epochenbruch", der die Europäer zu schmerzhaften Einsichten zwinge. "Wir waren uns zu sicher, dass Frieden, Freiheit, Wohlstand selbstverständlich sind", sagte Steinmeier beim DGB-Bundeskongress in Berlin. "Dieser Krieg macht uns auf eine brutale Weise klar, dass wir unsere Demokratie schützen und verteidigen müssen." Eine Lehre des 8. Mai 1945 sei auch, dass sich die Europäer nicht noch einmal durch aggressiven Nationalismus und Völkerhass auseinandertreiben lassen dürften. "Nationalismus, Völkerhass und imperialer Wahn dürfen nicht die Zukunft Europas beherrschen. Das müssen wir verhindern." Mit einer Kranzniederlegung am Denkmal "Die Mutter" in Raben Steinfeld bei Schwerin erinnerte auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig an das Ende des Zweiten Weltkriegs. "Der 8. Mai ist ein wichtiger Tag in der deutschen Geschichte", sagte sie laut Mitteilung. "Ein wirklich historischer Tag."

In Köln wollten am Sonntagnachmittag tausende Menschen für Frieden auf die Straße gehen. Zu der Demonstration unter dem Motto "Solidarität mit der Ukraine" hat der Verein "Blau-Gelbes Kreuz" bis zu 10.000 Teilnehmer angemeldet. Schätzungsweise 1000 Menschen drückten ihre Unterstützung für Russland aus. Etwa 150 Motorradfahrer fuhren in einem Korso durch Kölner Außenbezirke. An einigen Motorrädern waren Sowjet-Fahnen montiert. Am Montag soll es weitere Gedenkveranstaltungen geben. Am 9. Mai feiert Russland traditionell den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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