Scheele folgt auf Weise "Mister Arbeitsmarkt" übernimmt das Ruder
07.10.2016, 12:59 Uhr
Der 60-jährige Scheele arbeitet bereits seit Herbst 2015 im Vorstand der Behörde und verantwortet darin den Bereich Arbeitsmarkt.
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Der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit schlägt den ehemalige Hamburger Sozialsenator Detlef Scheele als neuen Chef vor. Den Spitzenposten könnte er im Frühjahr 2017 antreten - die Zustimmung der Bundesregierung gilt als Formalie.
Detlef Scheele gilt als so etwas wie der "Mister Arbeitsmarkt": Der 60-jährige gebürtige Hamburger hat nahezu sein gesamtes Berufsleben diesem Politikfeld gewidmet und gilt darin als ausgewiesener Fachmann mit großer Erfahrung. Seit Herbst 2015 ist der ehemalige Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium und Hamburger Sozialsenator als Vorstand für den Bereich Arbeitsmarkt bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) zuständig. Jetzt nominierte der Verwaltungsrat der BA Scheele für den Posten an der Spitze der Behörde. Die Zustimmung der Bundesregierung gilt als Formalie.
Der am 30. September 1956 geborene Scheele ist seit 1980 SPD-Mitglied und langjähriger enger politischer Vertrauter von Hamburger Bürgermeister und SPD-Chef Olaf Scholz, der ebenfalls aus der Hansestadt stammt. Dieser bezeichnete ihn schon wiederholt als "den Besten" für Führungsämter in Arbeitsmarkt- und Sozialbehörden. Scholz war es auch, der Scheele 2008 als Staatssekretär ins Bundesarbeitsministerium holte, als er dessen Leitung in der damaligen großen Koalition übernahm. Nach dem Ausscheiden der SPD aus der Regierung bei der Bundestagswahl 2009 blieb Scheele noch kurze Zeit im Amt und kehrte dann nach Hamburg zurück.
Großaufgabe der Integration
Als die SPD dort 2011 an die Macht kam, machte Scholz Scheele, der vor seinem Wechsel in die Politik schon als Geschäftsführer bei verschiedenen gemeinnützigen Hamburger Qualifizierungs- und Vermittlungsgesellschaften gearbeitet hatte, zu seinem Arbeits- und Sozialsenator. Scheele galt bis zu seinem freiwilligen Wechsel zur BA vor etwa einem Jahr als eine unangefochtene Säule im Senat.
Als Senator war Scheele in Hamburg auch für zahlreiche konfliktträchtige Themen zuständig - darunter die Kita-Betreuung sowie den Umgang mit straffälligen Jugendlichen. Auch das städtische Jugendhilfesystem, das nach dem Tod mehrerer Kinder zeitweise stark in der Kritik stand, gehörte zu seinem Zuständigkeitsbereich. Später kam die Großaufgabe der Integration und Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge dazu.
Im Bereich Arbeitsmarktpolitik schuf Scheele sogenannte Jugend-Berufsagenturen, die Hamburg 2012 als erstes Bundesland einführte. Dabei handelt es sich um eine damals neue Schnittstelle, in denen die verschiedenen Behörden, Ämter und Hilfseinrichtungen kooperieren, um Jugendlichen beim Übergang von Schule in Beruf oder Studium zu helfen. Diese Phase sei zentral, sagte Scheele. Misslinge sie, drohe Langzeitarbeitslosigkeit.
Ruf als Parteilinker
Wenn aus seiner Sicht nötig, wird der verheiratete Vater von drei Töchtern in der Öffentlichkeit schon mal deutlich. So warnte er bereits 2014 angesichts steigender Flüchtlingszahlen vor dramatischen Problemen bei der Unterbringung. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, fest angelehnt", sagte er. Die Lage in einem von ihm besuchten Hamburger Containerdorf nannte er "ganz erbärmlich".
Scheele galt lange Zeit als Parteilinker, machte sich später aber unter anderem dadurch einen Namen, dass er nicht unumstrittene Methoden umsetzte. So führte er als Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft HAB in Hamburg im Auftrag des damaligen CDU-Sozialsenators die "aufsuchende Beratung" von Langzeitarbeitslosen ein, was als Druckmittel für vermittlungsunwillige Kandidaten galt. Von linker Seite wurde er in Hamburg bis zuletzt wegen seiner Amtsführung scharf kritisiert. Die Zeitung "taz" nannte ihn zu seinem Abschied einen "Technokraten".
Quelle: ntv.de, Sebastian Bronst, AFP