Politik

Russland bisher kein Verlierer Morawiecki kritisiert "gleichgültige" Europäer

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist von der mangelnden Unterstützung vieler europäischer Staaten für die Ukraine enttäuscht.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist von der mangelnden Unterstützung vieler europäischer Staaten für die Ukraine enttäuscht.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Polens Ministerpräsident wirft vielen europäischen Staaten Gleichgültigkeit gegenüber dem ukrainischen Leid vor. Statt Gesten fordert er Waffenlieferungen und die Durchsetzung von Sanktionen gegen Russland. Besonders verärgert reagiert er auf Aussagen von Ex-US-Außenminister Kissinger.

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat dem Rest Europas zum 100. Tag des russischen Angriffskriegs "Gleichgültigkeit" gegenüber dem "Völkermord" in der Ukraine vorgeworfen. Fast jeder Fernsehsender der Welt habe die Morde an ukrainischen Zivilisten gezeigt: "Dennoch ist das Leid der Ukraine wie von einer Mauer der Gleichgültigkeit umgeben", schrieb Morawiecki in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Kritik übte Morawiecki auch an den Äußerungen des früheren US-Außenministers Henry Kissinger, der in Davos gesagt habe, die Ukraine solle Russland einen Teil ihres Territoriums abtreten und Europa möge eine Verständigung mit Russland suchen. Er habe dabei das Gefühl eines Déjà-vus gehabt. "Der große Realist der amerikanischen Politik wiederholte genau jene Thesen, welche die Polen in den Siebziger- und Achtzigerjahren zu hören bekommen hatten."

Auch damals hätten viele Politiker zu der Auffassung geneigt, die Sowjetunion sei als System legitim. Selbst wenn sie als "Reich des Bösen" bezeichnet wurde, so habe es doch Politiker gegeben, "die um des Gleichgewichts der Kräfte willen von der Notwendigkeit ihrer Existenz ausgingen".

Russlands Macht weniger imposant

In den ersten hundert Tagen des Krieges habe die Ukraine der Welt zwei Dinge bewiesen. "Erstens: dass die alte Macht Russlands heute viel weniger imposant ist, als viele glaubten. Zweitens: dass auch ein kleineres Volk einen größeren Widerstand leisten kann, wenn es einen unbeugsamen Charakter hat."

Allerdings müssten sich die Ukrainer fragen, ob sie wirklich auf Europa zählen könnten. "Ob Waffenlieferungen rechtzeitig eintreffen. Ob nicht irgendjemand über ihre Köpfe hinweg anfängt, mit Putin zu verhandeln." Und ob die EU endlich Sanktionen beschließe, die die Operationsmöglichkeiten Russlands reell einschränkten.

In diesen hundert Tagen habe es an symbolischen Gesten nicht gefehlt. Viele europäische Politiker hätten Kiew besucht, und doch gehe der Krieg weiter. Auch wenn die Ukraine Kiew und Charkiw gehalten und den russischen Präsident Wladimir Putin an der Verwirklichung seiner strategischen Ziele gehindert habe: "Russland kann kaum als Verlierer angesehen werden. Mehr noch: Dass Russland bisher nicht verloren hat, ist sein partieller Sieg."

Quelle: ntv.de, als/AFP

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