Behörde aus Stalins Zeiten Moskau erfüllt sowjetischen Abwehrdienst mit neuem Leben
08.01.2024, 18:15 Uhr Artikel anhören
Russische Einsatzkräfte mit SMERSch-Schriftzug.
(Foto: X/ francis_scarr)
Während des Zweiten Weltkrieges konzentriert sich der sowjetische Nachrichtendienst SMERSch auf die Spionageabwehr. Nun scheint der Dienst eine Wiederauferstehung zu erleben. Für die russische Kriegspropaganda ein gefundenes Fressen.
Russland erfüllt einen ehemaligen Nachrichtendienst aus Sowjetzeiten nach Angaben aus London mit neuem Leben. "Ende 2023 behaupteten russische Politiker, dass die sowjetische Spionageabwehrorganisation SMERSch wieder gegründet wurde", heißt es im aktuellen Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums. "Anfang Januar 2024 zeigte eine Aufnahme aus öffentlicher Quelle, dass Einsatzkräfte offenbar SMERSch-Uniformabzeichen trugen."
Dabei bezieht sich London auf ein Video aus der vergangenen Woche. Russische Behörden hatten ein Video verbreitet, in dem sich ein junger Mann öffentlich dafür entschuldigt, eine russische Flugabwehrstellung im Raum Belgorod gefilmt zu haben. In dem kurzen Clip wird der Mann von zwei Uniformierten flankiert, auf deren Rückseite das Wort SMERSch geschrieben steht.
Offiziell wurde der militärische Nachrichtendienst SMERSch im April 1943 gegründet und bestand bis Mai 1946. Der Name ist eine Abkürzung des russischen Ausdrucks "Tod den Spionen" und soll auf den sowjetischen Diktator Josef Stalin zurückgehen. Er diente während des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich zur Spionageabwehr. Bekanntheit in der Populärkultur erlangte der Dienst durch die James-Bond-Bücher des britischen Schriftstellers Ian Fleming. In einigen der Romane tritt SMERSch als Gegner des fiktiven Geheimagenten auf.
Es sei unklar, ob SMERSch auf substanzielle neue Fähigkeiten oder eine neue Rolle der russischen Nachrichtendienste hinweise, oder ob es sich lediglich um eine Umbenennung handele, heißt es aus London. Das Auftauchen sei jedoch ein weiteres Beispiel dafür, wie Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine im Sinne des Zweiten Weltkrieges umdeute und sich stark auf das angebliche Eindringen äußerlicher Bedrohungen in das Land konzentriere.
Quelle: ntv.de, jpe