UN kann kaum Zivilisten retten Moskau lehnt weitere Aleppo-Feuerpause ab
24.10.2016, 13:56 Uhr
Nur kurz herrschte in Aleppo Ruhe, inzwischen sind die Kämpfe wieder voll entflammt.
(Foto: REUTERS)
Die vorübergehende Waffenruhe in Aleppo sollte Zivilisten die Möglichkeit geben, die Stadt zu verlassen. Zudem sollten Kranke und Verletzte weggebracht werden. Dies ist weitgehend gescheitert. Eine weitere Feuerpause lehnt Moskau nun ab.
Russland plant nach dem Ende der Waffenruhe in Aleppo vorerst keine weitere humanitäre Feuerpause in der geteilten syrischen Stadt. Die Frage stelle sich derzeit nicht, sagte Vize-Außenminister Sergej Riabkow der Nachrichtenagentur Interfax. Vorher müssten die "Gegner" Russlands erst einmal für ein "angemessenes Verhalten" der bewaffneten Regierungsgegner sorgen. Riabkow gab den Aufständischen die Hauptschuld am Scheitern der während der Feuerpause geplanten "medizinischen Evakuierungen".
Zudem sehe er vor der US-Präsidentenwahl im November keine Chance für ein neues Ministertreffen zur Lage in Syrien, sagte Riabkow der Agentur Tass zufolge. Er kündigte an, dass ein Besuch des syrischen Außenministers Walid al-Muallem in Moskau bis Ende Oktober vorbereitet werde.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen brachte die mehrtägige Waffenruhe keine nachhaltige Entlastung für die eingeschlossene Bevölkerung. "Nach unseren Informationen ist weder Hilfe in die Stadt gelangt, noch sind Menschen aus der Stadt rausgekommen, um woanders Hilfe zu finden", sagte der Präsident der deutschen Sektion, Volker Westerbarkey, im Hessischen Rundfunk. Zur Versorgung der Verletzten fehlten grundlegende Materialien.
Rettung zu gefährlich
Die UNO sah die geplante Rettung von Zivilisten über eingerichtete Fluchtkorridore als zu gefährlich an. Nach UN-Angaben verließen letztlich nur einige wenige Zivilisten und verletzte Kämpfer den Ostteil der Stadt. Moskau und Damaskus warfen den Aufständischen vor, die Menschen am Verlassen von Aleppo gehindert und Zivilisten als Schutzschilde missbraucht zu haben.
Die Lage sei unmenschlich, sagte Westerbarkey. "Ein Arzt erzählte uns, dass er in einer Notsituation entscheiden muss, wer von zwei Patienten das Beatmungsgerät bekommt oder behält - weil nicht beide Menschen zu retten sind." Man könne zudem nicht in den Krankenhäusern arbeiten, ohne befürchten zu müssen, bombardiert zu werden.
Aleppo ist seit Jahren in einen von den Aufständischen gehaltenen Osten und einen von Regierungstruppen kontrollierten Westen geteilt und schwer umkämpft. Eine von Russland ausgerufene humanitäre Feuerpause war am Samstagabend nach drei Tagen zu Ende gegangen. Daraufhin hatten die syrischen Streitkräfte am Wochenende eine neue Offensive auf den Osten Aleppos begonnen, wo sich Rebellen verschanzt haben. Rebellen nahmen den von der Regierung beherrschten Westen der Stadt unter Beschuss.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa