An Leid der Menschen erinnert Moskau rügt Friedensappell des deutschen Botschafters
15.12.2024, 22:45 Uhr Artikel anhören
Gerade in unfriedlichen Zeiten sei die Weihnachtsbotschaft als Botschaft des Friedens und der Hoffnung wichtig, sagte Lambdorff.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei einem Weihnachtskonzert in einer Moskauer Kirche erinnert der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff an das Leiden auf beiden Seiten in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Das will das russische Außenministerium nicht unerwidert lassen.
Das russische Außenministerium hat den deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, nach seinen Aufrufen zum Frieden stellvertretend für die Politik der Bundesregierung kritisiert. Graf Lambsdorff solle seine Aufrufe an den Westen und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj richten, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf ihrem Telegramkanal. "Die direkte Verantwortung für den Tod der Menschen liegt beim kollektiven Westen, der mit Waffenlieferungen die Fortsetzung des Blutvergießens stimuliert."
Auslöser der Schelte waren Äußerungen Lambsdorffs bei einem Weihnachtskonzert in Moskau vor mehreren Hundert Zuschauern. "Im Ukraine-Krieg leiden die Menschen auf beiden Seiten unter der Gewalt", sagte der Diplomat. Gerade in unfriedlichen Zeiten sei die Weihnachtsbotschaft als Botschaft des Friedens und der Hoffnung wichtig. Der Diplomat erinnerte auch an Konflikte im Nahen Osten, im Sudan, in Haiti und Myanmar. Nicht zufällig gewählt wurde nach Angaben Lambsdorffs das Oratorium Messiah, das beim Weihnachtskonzert unter der Leitung des bekannten Dirigenten Alexander Tsaljuk aufgeführt wurde. Vertont sei dort die Hoffnung auf den "Prinzen des Friedens".
Auch im Vorjahr hatte Sacharowa den Botschafter wegen seines Gedenkens an die Kriegsopfer beim Weihnachtskonzert kritisiert. Sacharowa betonte später in einem weiteren Telegram-Beitrag, dass sie nicht die Friedensbotschaft kritisiert habe, sondern beispielsweise Deutschlands Beteiligung am Umsturz in der Ukraine 2014, die Waffenlieferungen und die Blockade des Verhandlungswegs durch den Westen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor knapp drei Jahren die Invasion der Ukraine mit einem massiven Raketenangriff auf das Nachbarland begonnen. Seither wurden Hunderte Städte und Gemeinden in der Ukraine zerstört. Schätzungen zufolge wurden Zehntausende Menschen, darunter auch viele Zivilisten, getötet.
Viele Kriegsverbrechen vor allem der russischen Armee wurden dokumentiert. Trotzdem macht der Kreml für die Gewalt allein die von ihm angegriffene Ukraine und den Westen verantwortlich. Auch Sacharowa erklärte einmal mehr, Kiew habe die Friedensverhandlungen blockiert. Russland gibt sich nach außen hin gesprächsbereit, stellt aber für Friedensverhandlungen Bedingungen, die einer Kapitulation der Ukraine nahekommen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa