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Ölpest nach Tankerunglück Moskau ruft Katastrophenfall an Schwarzmeerküste aus

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An Helfern mangelt es nicht, aber an nötiger Ausrüstung, so Kritiker.

An Helfern mangelt es nicht, aber an nötiger Ausrüstung, so Kritiker.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Russland hat neben seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine ein weiteres Problem: Im Schwarzen Meer gibt es eine Umweltkatastrophe. Mehrere Tage lang nehmen russische Behörden die Folgen eines Tankerunglücks offenbar auf die leichte Schulter. Doch nun ist das ein Feriengebiet bedroht.

Wegen der Ölpest am Schwarzen Meer nach einem Tankerunglück hat Russland einen nationalen Katastrophenfall ausgerufen. Dies erlaube es, mehr Einsatzkräfte, Technik und Geld der Regierung im Kampf gegen das Öl einzusetzen, sagte Zivilschutzminister Alexander Kurenkow in Moskau.

Bei stürmischem Wetter waren am 15. Dezember zwei Tankschiffe in der Meerenge von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der von Moskau annektierten ukrainischen Halbinsel Krim verunglückt. Ein Tanker zerbrach. Nach Schätzung russischer Behörden flossen etwa 3000 Tonnen Öl ins Meer.

An der Festlandsküste im Gebiet Krasnodar seien seitdem 30.000 Tonnen ölverschmutzter Sand eingesammelt worden, sagte Kurenkow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die Küste werde auf 220 Kilometer Länge überwacht. Der Minister sprach von 10.000 Einsatzkräften. Allerdings gibt es aus der Region Klagen, dass die Behörden zu langsam handeln.

Kritik an Aufräumarbeiten

Tausende Freiwillige, die zur Beseitigung des ausgelaufenen Öls an den Stränden mobilisiert worden waren, hätten nicht über die nötige Ausrüstung verfügt, erklärte Viktor Danilow-Daniljan, Leiter des Instituts für Wasserprobleme der Russischen Akademie der Wissenschaften und früherer Umweltminister, am Mittwoch vor Journalisten. "Es gibt dort keine Bulldozer, keine Lastwagen. Praktisch keine schweren Maschinen", sagte Danilow-Daniljan. Die Freiwilligen hätten nur "Schaufeln und nutzlose Plastiktüten, die zerreißen", kritisierte er. "Während die Säcke darauf warten, endlich eingesammelt zu werden, kommen Stürme und sie landen wieder im Meer. Das ist unvorstellbar!" Derartige öffentliche Kritik an den Behörden ist in Russland selten.

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Der verseuchte Sand wird nach Angaben von Umweltschützern vielfach nicht fachgerecht entsorgt. Es gibt Berichte, nach denen mit Ölsand befüllte Säcke nicht abtransportiert werden, aufplatzen und alles wieder ins Meer zurückgelangt. Betroffen ist demnach auch der wegen seines feinen Sandes beliebte Strand in dem Ferienort Anapa.

Die Halbinsel Krim war wegen der vorherrschenden Westwinde anfangs nicht betroffen. Allerdings sind auch dort an der Südküste Ölflecken beobachtet worden. Die Schwarzmeerküste bis nach Sotschi und die Krim sind für Russland wichtige Feriengebiete mit warmem Meereswasser.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

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