Russischer Sicherheitsrat tagt Moskau wirft Ukraine Granatenbeschuss vor
21.02.2022, 11:21 Uhr
Die Ukraine-Krise eskaliert weiter. Russland wirft Kiew nun vor, eine Grenzanlage beschossen zu haben. Diese sei "vollständig zerstört". In Moskau beruft Putin den nationalen Sicherheitsrat ein, die pro-russischen Separatisten melden mehrere Tote.
Moskau hat Kiew vor dem Hintergrund der Spannungen in der Ostukraine beschuldigt, einen russischen Grenzposten durch Granatenbeschuss zerstört zu haben. Am Montagmorgen habe "eine von ukrainischem Gebiet aus abgefeuerte Granate unbekannten Typs den Posten der Grenzbeamten in der Region Rostow vollständig zerstört", berichteten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den russischen Geheimdienst FSB, der auch für den Grenzschutz verantwortlich ist. Opfer gab es demnach nicht.
Der Posten lag den Angaben zufolge rund 150 Meter von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Ein von der Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichtes Video zeigte ein kleines zerstörtes Gebäude auf einer bewaldeten Ebene umgeben von Trümmern und Schutt.
Die ukrainische Armee erklärte kurz darauf, die Angaben seien nicht zutreffend; sie habe keine Granate auf den Posten abgefeuert. "Wir können sie nicht daran hindern, Falschnachrichten zu produzieren - aber wir betonen immer, dass wir nicht auf zivile Infrastruktur schießen oder auf Gebiet in der Region Rostow oder was auch immer", sagte der ukrainische Militärsprecher Pawlo Kowaltschuk.
Kreml: Lage "extrem angespannt"
Angesichts der Gefechte in der Ostukraine berief Russlands Präsident Wladimir Putin den nationalen Sicherheitsrat für diesen Montag ein. Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Lage im Konfliktgebiet als "extrem angespannt". "Wir sehen bisher keine Zeichen für eine Entspannung."
Internationale Beobachter hatten zuletzt von einer massiven Zunahme von Verstößen gegen einen geltenden Waffenstillstand gesprochen. In den vergangenen Tagen hatte sich die Lage in den Gebieten Donezk und Luhansk zugespitzt. Die von Moskau unterstützten Separatisten meldeten mehrere Tote. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die ukrainische Armee sprach am Samstag von zwei getöteten Soldaten.
Zehntausende verlassen Konfliktregion
Angesichts des Konflikts rufen die Separatisten die Bevölkerung zur Flucht nach Russland auf. Nach russischen Angaben sind inzwischen mehr als 61.000 Menschen dorthin ausgereist, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.
In den ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk unweit der russischen Grenze kämpfen seit 2014 vom Westen ausgerüstete Regierungstruppen gegen von Russland unterstützte Separatisten. Nach Schätzung der Vereinten Nationen wurden bereits mehr als 14.000 Menschen getötet, zumeist im Separatistengebiet. Ein Friedensplan von 2015, der unter deutsch-französischer Vermittlung zustande kam, wird nicht eingehalten.
Baerbock appelliert an Putin
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock drängte Putin erneut zu einer diplomatischen Lösung. Die Grüne appellierte an diesem Montag in Brüssel an Putin: "Kommen Sie an den Verhandlungstisch zurück." Der Kreml bezeichnete die Pläne für ein Gipfeltreffen von Putin mit US-Präsident Joe Biden allerdings als "verfrüht".
Das Büro von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor mitgeteilt, Biden und Putin hätten einem Gipfel nach Telefonaten "grundsätzlich" zugestimmt. Zur Voraussetzung machte Biden nach Angaben des Elysée-Palasts, dass "Russland nicht in die Ukraine einmarschiert". Vorbereitet werden sollte der Gipfel demnach am Donnerstag von den Außenministern der USA und Russlands, Antony Blinken und Sergej Lawrow.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP