Trotz stark steigender Inzidenz Verzichtet Müller auf Notbremse in Berlin?
25.03.2021, 12:19 Uhr
"Lockdown-Wahnsinn" - ein Spruch an einer Berliner Hauswand.
(Foto: dpa)
Berlin setzt auf Impfen und Testen statt auf die Zurücknahme von Öffnungsschritten. Trotz steigender Infektionszahlen will Ministerpräsident Müller die vereinbarte Notbremse nicht sofort wieder ziehen. Beim Impfen will er die Priorisierung flexibler gestalten.
Berlin nimmt vorsichtige Öffnungsschritte der vergangenen Wochen trotz stark steigender Corona-Infektionszahlen nicht komplett wieder zurück. "Ich glaube, dass es kein gangbarer Weg ist, jetzt wieder alles zurückzudrehen, was wir uns in den letzten Tagen und Wochen an Möglichkeiten und Freiheiten erkämpft haben", sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller von der SPD in einer Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus. Vielmehr gebe es durch das Impfen und Testen neue Möglichkeiten, sodass man nicht mehr wie in der Vergangenheit ausschließlich mit einschränkenden Maßnahmen reagieren müsse.
Müller ließ offen, ob und in welcher Form der Bund-Länder-Beschluss einer sogenannten Notbremse, der bei den Beratungen mit Kanzlerin Angela Merkel in der Nacht zum Dienstag noch einmal bekräftigt worden war, in Berlin zum Tragen kommt. Demnach müssten Lockerungen bei einer stabilen Inzidenz von über 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zurückgenommen werden.
In Regionen mit einer Inzidenz von über 100 sollen Beschränkungen laut Bund-Länder-Beschluss sogar verschärft werden. In Berlin lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 118,2 nach 102,3 am Vortag.
Müller stellt Impfpriorisierung infrage
Zudem stellte Müller schnellere Impfungen für Jüngere in Aussicht. Über kurz oder lang werde der Punkt kommen, an dem darüber geredet werden müsse, die bisherige Impfpriorisierung aufzugeben und neue Schwerpunkte zu setzen, sagte er. Von den Wissenschaftlern, mit denen der Senat im Gespräch sei, gebe es die Empfehlung, die Infektionsketten bei besonders mobilen Bevölkerungsgruppen zu durchbrechen.
"Was heißt das eigentlich? Dass wir vielleicht jetzt darüber diskutieren müssen, ob wir als Nächstes die Studierenden oder die Auszubildenden oder andere Jüngere mit reinnehmen in unsere Impfstrategie und entsprechend schneller impfen", so der SPD-Politiker.
"Und ich weiß, was dann passiert, es wird wieder eine Diskussion geben über Privilegien und Ungerechtigkeiten", so Müller, der gleichzeitig darauf hinwies, dass aktuell noch ausreichend Impfstoff fehle. "Wir verwalten hier im Moment einen Mangel. Und das machen wir, so gut es geht. Wir könnten pro Tag 20.000 Impfungen vornehmen und kommen gerade mal auf 10.000 Impfungen", sagte der Regierende Bürgermeister. "Es ist nach wie vor zu wenig Impfstoff, den wir zur Verfügung haben. Wir müssen deswegen sehen, wie wir, bis wir mehr Kapazitäten bekommen, diese Impfstoffe flexibler einsetzen."
Quelle: ntv.de, mli/dpa