Menge skandiert "Nein zum Krieg" Mutter von Nawalny verabschiedet sich am offenen Sarg
01.03.2024, 14:09 Uhr Artikel anhören
Nawalnys Eltern nehmen an der Trauerfeier teil.
(Foto: dpa)
Zu den Klängen vom "Terminator" wird in Moskau Putin-Herausforderer Nawalny beerdigt. Zur Trauerfeier kommen Tausende, und eine Menge skandiert: "Nieder mit der Macht der Mörder" und "Wir werden nicht verzeihen". Nawalnys Mutter nimmt am offenen Sarg Abschied.
Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in Moskau beerdigt worden. Der prominente Oppositionspolitiker wurde im Beisein einiger seiner Angehörigen auf dem Borisowski-Friedhof im Südosten der russischen Hauptstadt beigesetzt. Der Sarg sei zur Musik des Films "Terminator" in den Boden eingelassen worden, schrieb der Nawalny-Unterstützer Iwan Schdanow bei Telegram und fügte hinzu: "Auf Wiedersehen, mein Freund."
Nach der Beisetzung skandierte eine Menge in der Nähe des Friedhofs: "Nein zum Krieg!" Die Menschen bekundeten auf diese Weise ihren Protest gegen die vor mehr als zwei Jahren von Russland gestartete Militäroffensive gegen die Ukraine. "Nieder mit der Macht der Mörder" und "Wir werden nicht verzeihen", riefen die Nawalny-Anhänger zudem. "Er hatte keine Angst und wir haben keine Angst", riefen manche.
Vor der Kirche hatte sich eine zwei Kilometer lange Schlange mit Tausenden Menschen gebildet, die sich von Nawalny verabschieden wollten. Viele Menschen klatschten und riefen Nawalnys Namen.
Bei der Trauerfeier nahmen Angehörige am offenen Sarg in der Kirche Abschied. Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg lag, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Zu sehen war auch Alexej Nawalnys Gesicht. Seine Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie am Sarg.
Julia Nawalnaja dankt für die Liebe
Die Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie sich aus Sicherheitsgründen im Ausland aufhalten. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit eine Festnahme riskieren in Russland. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter als angebliche Extremisten ebenfalls sofort festgenommen würden.
Julia Nawalnaja verabschiedete sich auf X von ihrem Mann: "Ljoscha, ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück. Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast."
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede.
Quelle: ntv.de, ghö/lme/dpa