Appell an westliche Verbündete Selenskyj: Das wahre Ziel Russlands ist die NATO
30.06.2022, 11:16 Uhr
4,7 Milliarden Euro pro Monat brauche die Ukraine derzeit zur Deckung des Verteidigungsbedarfs, sagte Selenskyj.
(Foto: dpa)
Auf dem NATO-Gipfel in Madrid ist der ukrainische Präsident per Video zugeschaltet. Und Selenskyj nutzt die Möglichkeit für einen eindringlichen Appell an die Mitgliedstaaten. Sein Land brauche moderne Luftabwehr und weitere Artilleriesysteme, um den Krieg auch im Sinne der Allianz zu gewinnen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die NATO vor möglichen russischen Angriffen auch auf andere Länder gewarnt. "Die Frage ist: Wer ist der Nächste für Russland? Moldau? Das Baltikum? Oder Polen? Die Antwort: sie alle", sagte Selenskyj in einer per Video übertragenen Rede an den NATO-Gipfel in Madrid. Das wahre Ziel Russlands sei die NATO, meinte der ukrainische Staatschef.
Dazu setze Moskau als Instrument auch Hunger zur Verursachung von Migrationswellen ein. Auch Energieressourcen nutze der Kreml, um Europa dazu zu zwingen, "auf Ihre Freiheit, Ihre Demokratie und Ihre Werte" zu verzichten.
"Wir haben ein Multimilliarden-Defizit"
Die Ziele der Ukraine hingegen stimmten "absolut" mit denen der NATO überein, betonte der ukrainische Präsident. "Wir sind an Sicherheit und Stabilität auf dem europäischen Kontinent und der Welt interessiert." Der Ukraine dabei zu helfen, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu gewinnen, sei im Interesse der Allianz, meinte Selenskyj.
Kiew brauche von den NATO-Staaten dafür moderne Luftabwehr und weitere Artilleriesysteme. Zugleich sei die finanzielle Unterstützung der Ukraine wichtig. "Wir haben ein Multimilliarden-Defizit und kein Erdöl und kein Erdgas, mit dem wir das ausgleichen können", sagte Selenskyj. Umgerechnet 4,7 Milliarden Euro monatlich brauche sein Land zur Deckung des Verteidigungsbedarfs.
Russland hat die Ukraine am 24. Februar angegriffen und führt seitdem einen Angriffskrieg gegen das Land, der inzwischen seit mehr als 120 Tagen andauert. Angesichts der russischen Aggression beschlossen die Staats- und Regierungschefs der 30 NATO-Mitgliedstaaten ein neues strategisches Konzept für das Militärbündnis. In dem Grundlagendokument für politische und militärische Planungen wird Russland als "größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit der Verbündeten und für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum" bezeichnet.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa