Axel Springer würdigt Jeff Bezos Nahles demonstriert gegen Amazon-Gründer
24.04.2018, 16:25 Uhr
Nahles sitzt nicht mehr auf der Regierungsbank und geht mit Verdi demonstrieren.
(Foto: picture alliance / Roland Weihra)
In ihrer quasi ersten öffentlichen Amtshandlung als SPD-Chefin zieht Nahles gegen den Onlinehändler Amazon zu Felde. Dessen Gründer Bezos erhält am Abend einen Preis vom Axel-Springer-Verlag. Nahles nennt die Auszeichnung unverdient und geht demonstrieren.
SPD-Chefin Andrea Nahles hat die Verleihung des Axel Springer Preises an Amazon-Gründer Jeff Bezos kritisiert. Dessen "innovatives Unternehmertum" zeige sich vor allem darin, dass er mit anderen Internetplattformen "Weltmeister im Steuervermeiden" sei, sagte Nahles vor einer Fraktionssitzung der Sozialdemokraten im Bundestag.
Die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland seien schlecht, ein Tarifvertrag werde verweigert. "Und das ist glaube ich nicht hinnehmbar und verdient auch keinen Preis", sagte Nahles. Sie kündigte an, am Abend an einer von der Gewerkschaft Verdi zur Preisverleihung geplanten Demonstration in Berlin teilzunehmen.
Verdi fordert für die Beschäftigten in Amazons Logistikzentren schon seit Jahren einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels. Der US-Konzern, der bundesweit mehr als 12.000 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, verweigert Gespräche darüber - sieht sich aber auch so als "fairer und verantwortungsvoller" Arbeitgeber. "Wir bezahlen in unseren Logistikzentren am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist, an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde", erklärte Amazon.
Auch Linksfraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte die Preisverleihung an Bezos. "Das ist ein Stück weit Zynismus." Die Arbeitsbedingungen bei Amazon seien verheerend. Dort herrsche Lohndumping, es gebe permanente Kontrolle am Arbeitsplatz. Das sei wirklich keine Grundlage, um einen Preis verliehen zu bekommen, erklärte Bartsch.
Springer hatte im Januar mitgeteilt, die Vergabe des Preises an Bezos sei eine Würdigung für sein visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der US-Traditionszeitung "Washington Post". Bezos hatte das Blatt als private Investition 2013 gekauft.
Quelle: ntv.de, shu/dpa