Politik

Nur leere Felder getroffen?Nigeria: US-Militär setzte 16 Präzisionsgeschosse ein

27.12.2025, 01:47 Uhr
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Einwohner des Dorfes Jabo inspizieren den Ort, an dem die US-Geschosse niedergingen. (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Den Einsatz des US-Militärs in Nigeria bezeichnet US-Präsident Trump als "Weihnachtsgeschenk" an islamistische Terroristen. Wie viele IS-Kämpfer starben, ist bislang unklar. Lokale Medien berichten, die Geschosse gingen auf leerem Ackerland nieder.

Bei ihrem Angriff auf Islamisten-Stützpunkte in Nigeria hat die US-Armee nach Angaben der nigerianischen Regierung von Reaper-Kampfdrohnen abgefeuerte Geschosse eingesetzt. Insgesamt seien von Reaper-Drohnen "16 GPS-gesteuerte Präzisionsgeschosse" abgefeuert worden, erklärte der nigerianische Informationsminister Mohammed Idris. Bei dem Angriff seien Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die von der Sahel-Zone aus nach Nigeria hätten eindringen wollen, "erfolgreich neutralisiert" worden.

US-Präsident Donald Trump sagte derweil dem Magazin "Politico", bei dem von ihm angeordneten Angriff seien alle Ziele "dezimiert" worden. Ursprünglich sei der Angriff schon eher geplant gewesen, "und ich sagte, Nein, lasst uns ihnen ein Weihnachtsgeschenk geben", sagte er dem Blatt. "Das hätten sie nicht erwartet, und wir haben sie hart getroffen. Jedes Lager wurde dezimiert", sagte Trump.

Die US-Armee hatte am ersten Weihnachtstag Ziele des IS in Nigeria angegriffen und dabei nach eigenen Angaben mehrere mutmaßliche IS-Kämpfer getötet. Zur Begründung der Angriffe führte Trump die Tötung "unschuldiger Christen" in dem afrikanischen Land an. Der US-Präsident hatte in den vergangenen Monaten eine Verfolgung von Christen in Nigeria angeprangert und einen Militäreinsatz in dem Land angedroht.

Anwohner: Es gab keine Opfer

Laut einem Bericht der "Financial Times" zeigten sich die Bewohner der Siedlung Jabo im Bundesstaat Sokoto, der an Nigerias Nachbarland Niger grenzt, überrascht von der Darstellung des US-Militärs. Anwohner sagten lokalen Medien demnach, die US-Bomben seien auf leeren Feldern gelandet und hätten keine Opfer gefordert. Jabo sei bisher relativ gut vor Gewalt verschont geblieben. Der letzte Angriff von Militanten habe vor zwei Jahren stattgefunden, sagten sie. Videoaufnahmen im nigerianischen Fernsehen zeigten verbrannte Metallteile auf Ackerland. Ein Mann sagte gegenüber Arise News, einem lokalen Fernsehsender: "Gott sei Dank gab es keine Toten."

Generalmajor Samaila Uba, der Informationsdirektor des nigerianischen Militärs, schien die enge Beteiligung Abujas zu bestätigen. Die nigerianischen Streitkräfte hätten den Angriff "in Zusammenarbeit mit" den USA auf der Grundlage "glaubwürdiger Geheimdienstinformationen und sorgfältiger operativer Planung" durchgeführt, sagte er. Uba erklärte weiter, die "Präzisionsschläge gegen identifizierte ausländische, mit dem IS verbundene Elemente" seien von den Bundesbehörden genehmigt worden. Die Operation unterstreiche Nigerias Entschlossenheit, gemeinsam mit seinen strategischen Partnern "den transnationalen Terrorismus zu bekämpfen und zu verhindern, dass ausländische Kämpfer in Nigeria Fuß fassen oder ihre Präsenz ausweiten", sagte er.

War Regierung Nigerias eingeweiht?

Einige nigerianische Experten stellten jedoch die offizielle Darstellung des Verteidigungsministeriums infrage und bezeichneten die Wahl des Bundesstaates Sokoto als Ziel als merkwürdig, da dessen Bevölkerung fast ausschließlich muslimisch sei. Andere Bundesstaaten, darunter Niger und Kebbi im Nordwesten sowie Borno im Nordosten, wo Boko Haram traditionell aktiv sei, seien Opfer weitaus heftigerer Gewalt geworden, so die Kommentatoren.

Der Sicherheitsanalyst Mustapha Gembu bezeichnete die Wahl von Sokoto ebenfalls als "höchst fragwürdig". Sokoto sei eher Opfer von Banditentum als von Terroristen, die es auf Christen abgesehen hätten, welche in dem Bundesstaat praktisch nicht existent seien, sagte er. Es handele sich nicht um einen der "Terror-Hotspots" des Landes, sondern vielmehr um eine überwiegend muslimische Enklave und den historischen Sitz des Kalifats von Sokoto, ein spirituelles Zentrum des Islam in Nigeria. Trotz der von der Regierung öffentlich verkündeten Koordination bezweifelte Gembu, dass die nigerianischen Streitkräfte eng in die Planung der Angriffe eingebunden gewesen seien.

Umar Ado, ein Oppositionspolitiker, äußerte ebenfalls Zweifel an einer aktiven Beteiligung Nigerias. "Der Angriff auf den Bundesstaat Sokoto, in dem zuvor keine IS-Präsenz nachgewiesen war, wirft Fragen auf, ob die nigerianischen Militärbehörden tatsächlich die Operation effektiv kontrollieren oder ob sie lediglich tatenlos zusehen", sagte er. Ado erklärte, die Regierung schulde der Nation eine umfassende und detaillierte Erklärung der Rechtsgrundlage, des Genehmigungsverfahrens und der strategischen Begründung für die gemeldeten US-Luftangriffe in Sokoto.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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