Ballistische Kurzstreckenraketen Nordkorea provoziert mit Geschosssalve
30.05.2024, 04:33 Uhr Artikel anhören
Am Bahnhof von Seoul verfolgen Passanten die Nachrichten über den erneuten Raketenstart.
(Foto: dpa)
Zwei Tage nach einem fehlgeschlagenen Satellitenstart feuert Nordkorea wieder Raketen ab. Das südkoreanische Militär zählt etwa zehn Flugkörper, die ins offene Meer stürzen. Offenbar handelt es sich um ballistische Kurzstreckenraketen.
Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs etwa zehn Raketen in Richtung offenes Meer abgefeuert. Vermutlich handele es sich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite und eine gezielte Provokation, teilte der Generalstab in Seoul mit. Die Geschosse wurden demnach aus der Hauptstadtregion Pjöngjang abgefeuert und flogen etwa 350 Kilometer weit, bevor sie ins Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan fielen. Weitere Daten würden in Zusammenarbeit mit den USA und Japan noch ausgewertet, hieß es.
Die japanische Küstenwache gab eine Sicherheitswarnung heraus und teilte kurz darauf mit, die Geschosse seien wahrscheinlich bereits aufgeschlagen. Berichte über Schäden lägen nicht vor. Schiffe in der Gegend wurden zur Vorsicht gemahnt, weil möglicherweise Raketentrümmer im Meer treiben könnten. Ministerpräsident Fumio Kishida kritisierte, die Raketenstarts verstießen gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates.
Der Start erfolgte, nachdem Nordkorea seit Dienstagabend Hunderte von Müllballons in Richtung Süden geflogen hatte, als Vergeltung gegen südkoreanische Aktivisten, die anti-nordkoreanische Propagandaflugblätter über die Grenze fliegen ließen.
Ballistische Raketen können - je nach Bauart - mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen. Starts und selbst Tests ballistischer Raketen jeglicher Reichweite sind dem abgeschotteten Land durch UN-Beschlüsse verboten. Die Führung in Pjöngjang setzt sich aber immer wieder über diese Verbote hinweg.
Fehlschlag mit Spionagesatelliten
Vor zwei Tagen hatte Nordkorea erfolglos versucht, einen militärisch nutzbaren Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Die Trägerrakete "neuen Typs" mit dem Aufklärungssatelliten "Malligyong-1-1" sei kurz nach dem Start in der Luft explodiert, hatten die Staatsmedien in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) gemeldet. Nachdem Nordkorea den Satellitenstart angekündigt hatte, hielt Südkorea eine Luftwaffenübung mit mehreren Kampfjets nahe der innerkoreanischen Grenze ab. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un drohte einen Tag später mit einer resoluten Antwort auf die Militärübung.
Der letztlich fehlgeschlagene Satellitenstart stieß international auf Kritik. Wie die USA und Südkorea warf auch UN-Generalsekretär António Guterres Nordkorea vor, Technologie verwendet zu haben, die in direktem Zusammenhang mit seinem Programm für ballistische Raketen stehe. Auch die Bundesregierung verurteilte den Start aus den gleichen Gründen. Nordkorea kritisierte Guterres' Stellungnahme und berief sich in einer Erklärung des Außenministeriums darauf, wie andere Länder bloß sein Recht zur Nutzung des Weltraums auszuüben.
Quelle: ntv.de, ino/AP/dpa