Politik

IS auf dem Vormarsch Ohne Sieg in Anbar kein Sieg in Kobane

IS-Kämpfer in der Stadt Karmah in der Provinz Anbar (Archivbild vom 20. Juli 2014).

IS-Kämpfer in der Stadt Karmah in der Provinz Anbar (Archivbild vom 20. Juli 2014).

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Vom Vordringen der IS-Dschihadisten im Irak nimmt die Welt deutlich weniger Notiz als von dem Kampf um Kobane. Dennoch dürfte sich hier der Erfolg der Terrormiliz entscheiden.

Im Schatten der Kämpfe um die syrische Stadt Kobane baut die Terrormiliz Islamischer Staat ihre Kontrolle in der irakischen Provinz Anbar aus. In dieser Woche nahmen Kämpfer des IS den Flughafen von Bagdad unter Beschuss, der nur gut 15 Kilometer von der "Grünen Zone" entfernt ist, in der irakische Regierungsgebäude und die US-Botschaft liegen.

Nach Angaben der "Washington Post" befürchten irakische Regierungsvertreter, dass die Dschihadisten auch die Ränder der irakischen Hauptstadt Bagdad unter ihre Kontrolle bringen könnten. Am Donnerstag kamen bei Bombenanschlägen auf schiitische Wohnviertel in Bagdad mindestens 47 Menschen ums Leben. Der schiitische Politiker Karim al-Nuri machte die sunnitischen Dschihadisten des IS für die Taten verantwortlich.

Nach Ansicht der US-Regierung steht der Fall der irakischen Hauptstadt allerdings nicht zu befürchten. Es sei "keine Frage", dass der IS Druck auf Bagdad ausüben wolle, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby, aber für die Sicherheit der Stadt bedeute dies keine "unmittelbare Bedrohung".

Das dürfte stimmen - seit dem Einmarsch der US-Armee in den Irak und der Flucht vieler Sunniten aus Bagdad ist die irakische Hauptstadt mittlerweile überwiegend schiitisch. Die Angriffe des IS auf Bagdad dürften eher dazu dienen, die Positionen der Dschihadisten im angrenzenden Anbar zu stärken: Denn die schiitischen Milizen schlagen zurück und rächen sich dabei offenbar auch mit Morden an Sunniten. Dies wiederum radikalisiert die Sunniten und treibt sie dem IS in die Arme.

"Wenn zehn Mitglieder des Islamischen Staats herkommen, dann werden sie bald eintausend sein, denn alle Menschen in Abu Ghraib werden sich ihnen anschließen", zitiert die "Washington Post" einen Bewohner der sunnitisch geprägten Stadt, die vor zehn Jahren durch den Folterskandal im dortigen Gefängnis bekannt wurde. Abu Ghraib liegt nur 20 Kilometer westlich des internationalen Flughafens von Bagdad. Jetzt verläuft dort die Front.

Für den IS ist Anbar, das sie seit Anfang 2014 nach und nach eroberten, von großer strategischer Bedeutung: Es ist die größte irakische Provinz, sie grenzt an Syrien, Jordanien und Saudi-Arabien. Sollte der IS Anbar verlieren, würde dies die Terrormiliz entscheidend schwächen, sagt der irakische Journalist Mushreq Abbas.

Die Erfolge des IS im Irak sind auch in Kobane bekannt. "Gerade kann der IS große militärische Fortschritte im Irak machen", sagte ein Sprecher der kurdischen YPG-Kämpfer in Kobane in einem Telefoninterview mit n-tv.de. "Von der Provinz Al-Anbar haben die Terroristen schon 80 Prozent eingenommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis erbeutetes Militärgerät von dort nach Kobane kommt."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen