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Premier sieht Eskalation kommen Orban: Unter Merkel hätte Putin den Krieg nicht begonnen

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Will einen Waffenstillstand herbeireden: Viktor Orban.

Will einen Waffenstillstand herbeireden: Viktor Orban.

(Foto: REUTERS)

In "Friedensmission" unterwegs, will Viktor Orban das Leid in der Ukraine beenden. So lautet jedenfalls seine Begründung für die Reise zu Putin. Den hält der ungarische Premier für unbesiegbar. Und überhaupt: Der Angriff auf die Ukraine wäre mit Merkel als Kanzlerin nicht passiert, erklärt er.

Der ungarische Premierminister Viktor Orban ist derzeit auf einer selbst betitelten "Friedensmission". Im Interview mit der "Bild"-Zeitung erklärt der 61-Jährige seine Beweggründe und ist sich sicher, dass der Krieg nie ausgebrochen wäre, wenn Angela Merkel noch Kanzlerin wäre.

"Es gibt sehr wenige Menschen auf der Welt, die mehr über Russland wissen als die Ungarn und vor allem ihr Ministerpräsident", so Orban. "Ich kenne die Russen. Sie sind anders als wir. Sie haben eine andere Geschichte, eine andere Kultur, andere Instinkte und Einstellungen. Ein anderes Verständnis von Freiheit und ein anderes Verständnis von nationaler Souveränität." Merkel habe damals "die liberale Demokratie in Russland" verstanden und wenig Verständnis für "diese dumme Herangehensweise vieler Westler" gehabt.

Seine "Friedensmission" erklärte er im Interview ebenfalls. Er habe Sorge vor einer weiteren Eskalation an der Front, sagte er. "Die nächsten zwei, drei Monate werden viel brutaler sein, als wir denken." Es gebe mehr Waffen und die Russen seien entschlossener, so Orban. "Die Energie der Konfrontation, die Zahl der Toten, die Zahl der Opfer wird also brutaler sein als in den letzten sieben Monaten, obwohl die Zeit davor auch sehr brutal war."

Am Freitag war Orban bei seinem umstrittenen Besuch in Moskau vom russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen worden. Orban hatte auch das Treffen mit Putin, dessen Land seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, als "Friedensmission" inszeniert. Orbans Ziel sei der Frieden und ein Waffenstillstand. Er streite nicht darüber, wer recht habe und wer nicht.

"Putin kann nicht verlieren"

Diese Friedenspolitik sei angebracht, um den Verlust von Menschenleben zu verhindern, so Orban in der "Bild"-Zeitung. "Das ist die wichtigste moralische Motivation. Aber daneben gibt es das Eigeninteresse Europas, weil das, was hier passiert, sehr schlecht für uns ist." Überhaupt ist dem ungarischen Staatsoberhaupt die Haltung in Europa dem Krieg gegenüber ein Dorn im Auge.

"Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Europa hat auch eine Kriegspolitik", sagte Orban. Man solle sich von den USA loslösen und eine "autonome Politik betreiben". Schließlich sei eines der "Hauptopfer der beiden Kriegsparteien die europäische Wirtschaft und die europäische Bevölkerung".

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Eine militärische Lösung für den Krieg in der Ukraine sieht Orban dagegen nicht. Vor allem, weil Russland in seinen Augen eine Übermacht darstellt. "Putin kann nicht verlieren, wenn man sich Soldaten, Ausrüstung und Technologie anschaut", sagte er der Zeitung. "Russland zu besiegen ist ein Gedanke, der schwer vorstellbar ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass Russland tatsächlich besiegt werden könnte, ist völlig unkalkulierbar."

Orban unterhält trotz des Ukraine-Kriegs weiter enge Beziehungen zu Moskau. Sanktionen gegen Russland und Finanzhilfen der EU für Kiew hat der ungarische Regierungschef mehrfach verzögert. Zudem kritisierte er die Eröffnung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine.

Quelle: ntv.de, mba

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