Politik

Von Querdenker-Demos bekannt Pfarrer kandidiert für AfD - und verliert seine Stelle

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In der Corona-Zeit tritt Pfarrer Martin Michaelis immer wieder bei Querdenker-Demos auf, jetzt will der Parteilose für die AfD in den Stadtrat von Quedlinburg. Das kostet ihn seine Stelle. Dass sich Pfarrer politisch engagieren, sei grundsätzlich zu begrüßen - aber nicht in diesem Fall, erklärt die Kirche.

Der evangelische Kirchenkreis Egeln hat einem Pfarrer die Beauftragung entzogen, weil er als Parteiloser für die AfD bei der Stadtratswahl in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt kandidiert hat. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) teilte in Magdeburg mit, dass der Pfarrer Martin Michaelis, der bisher für den Pfarrbereich Gatersleben im Salzlandkreis verantwortlich war, die Landeskirche am 9. März über seine Kandidatur informiert hat. Sechs Tage später sei ihm die Verantwortung für den Pfarrbereich entzogen worden, hieß es.

Pfarrer Martin Michaelis trat in der Pandemie-Zeit mehrmals auf Corona-Demos auf. Hier spricht er bei einer Kundgebung mit dem Motto "Reformation 2.0" Ende Oktober 2022 in Magdeburg.

Pfarrer Martin Michaelis trat in der Pandemie-Zeit mehrmals auf Corona-Demos auf. Hier spricht er bei einer Kundgebung mit dem Motto "Reformation 2.0" Ende Oktober 2022 in Magdeburg.

(Foto: picture alliance/dpa)

Es sei zwar im Interesse der Kirche, dass sich Pfarrer auch politisch engagieren, dies gelte jedoch nicht für das Engagement in Parteien, die verfassungsrechtlich fragwürdige Positionen vertreten, hieß es zur Begründung aus der EKM. "Mit der Kandidatur für die AfD unterstützt Herr Michaelis das Gedankengut der AfD", sagte der Personaldezernent der EKM, Michael Lehmann. Dies stehe im Widerspruch "zu den jüngsten Verlautbarungen des Landeskirchenrates der EKM und der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands", erklärte Lehmann.

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Michaelis verteidigte seine Kandidatur für die AfD. "Das Pfarrdienstgesetz sieht ausdrücklich vor, dass wir für Kommunalwahlen und andere Wahlen kandidieren dürfen", sagte Michaelis der "Zeit" zufolge. Bisher gebe es keinen Nachweis dafür, dass dies aus Illoyalitätsgründen nicht möglich sei, daher verlange er "eine ordentliche Auseinandersetzung".

Während der Corona-Pandemie hatte Michaelis öffentlich staatliche Lockdown-Maßnahmen kritisiert. Er habe sich auch gegen einen Beschluss der Landessynode gestellt, in dem die Corona-Impfungen als "aktive christliche Nächstenliebe" bezeichnet wurden, hieß es in mehreren Medienberichten. Nach seinem Auftritt bei einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen der Regierung im Dezember 2021 wurde Michaelis von Quedlinburg nach Gatersleben versetzt. Michaelis war Berichten zufolge auch bei anderen Demonstrationen des Querdenker-Milieus aktiv.

Quelle: ntv.de, uzh

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