Flughafen ausspioniert Pole soll an Attentatsplanung auf Selenskyj beteiligt sein
18.04.2024, 19:50 Uhr Artikel anhören
Der Flughafen im südostpolnischen Rzeszow ist Drehscheibe für westlichen Politiker auf dem Weg nach Kiew.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Nach der Festnahme von zwei mutmaßlichen Spionen für Russland in Bayern meldet auch Warschau die Verhaftung eines Agenten. Nach Angaben der Ermittler soll der Pole an der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Selenskyj beteiligt sein. Dafür habe er Sicherheitsvorkehrungen ausspioniert.
Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geholfen haben soll. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die "Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen" erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Mann Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Rzeszow gesammelt und an die Russen weitergegeben haben. "Dies sollte unter anderem den russischen Geheimdiensten helfen, ein mögliches Attentat auf ein ausländisches Staatsoberhaupt - den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj - zu planen", hieß es in der Mitteilung.
Der Verdächtige habe sich zur Arbeit für den russischen Militärgeheimdienst bereit erklärt und zu mehreren russischen Staatsbürgern Kontakt aufgenommen, die unmittelbar an den Kriegshandlungen in der Ukraine beteiligt waren. Der Hinweis auf ihn sei von der ukrainischen Staatsanwaltschaft gekommen, die den polnischen Ermittlern umfassendes Beweismaterial vorgelegt habe.
Das EU- und NATO-Mitglied Polen ist ein enger militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine und eine wichtige Drehscheibe für die westliche Militärhilfe für Kiew. Der stark bewachte Flughafen im südostpolnischen Rzeszow, etwa 90 Kilometer von Polens Grenze zur Ukraine entfernt, spielt nicht nur für Waffenlieferungen eine zentrale Rolle.
Er ist der Ankunfts- und Abreisepunkt für alle westlichen Politiker, die nach Kiew reisen wollen. Und eben auch für Selenskyj und andere ukrainische Spitzenpolitiker auf ihrem Weg nach Westen. Da der Luftraum über der Ukraine wegen der Luftangriffe gesperrt ist, reisen Politiker von und nach Kiew mit dem Nachtzug. Ankunftsort für die Züge ist die polnische Grenzstadt Przemysl. Von dort sind es etwa 70 Kilometer bis zum Flughafen Rzeszow.
Moskau sieht "keine Beweise" für Spionage in Deutschland
In Bayern nahm die Polizei zuvor zwei Männer fest, die für Moskau mögliche Anschlagsziele in Deutschland ausgekundschaftet haben sollen. Den beiden Russlanddeutschen, die von Beamten des Bundeskriminalamtes an zwei unterschiedlichen Orten im Raum Bayreuth abgeholt wurden, ging es nach Angaben des Generalbundesanwalts um Sabotageaktionen.
Diese sollten insbesondere dazu dienen, "die aus Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung zu unterminieren". Daraufhin ließ Außenministerin Annalena Baerbock den russischen Botschafter einbestellen.
Moskau kritisierte jedoch, dass Deutschland "keine Beweise" für die gegen sie erhobenen Vorwürfe vorgelegt habe. Dem russischen Botschafter in Berlin seien bei seiner Einbestellung im Auswärtigen Amt "keine Beweise" vorgelegt worden, erklärte die Botschaft auf X und bezeichnet die Vorwürfe als "absurd".
Quelle: ntv.de, gut/dpa