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Wolfsgruß überschattet EM-Duell Erdogan soll Aserbaidschan-Trip für EM-Besuch abgesagt haben

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Der türkische Präsidennt war erst kurz vor Anpfiff in Berlin gelandet und soll unmittelbar nach dem Spiel wieder zurückfliegen.

Der türkische Präsidennt war erst kurz vor Anpfiff in Berlin gelandet und soll unmittelbar nach dem Spiel wieder zurückfliegen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wenn am Abend im Olympiastadion das EM-Viertelfinale zwischen der Türkei und den Niederlanden angepfiffen wird, rückt der Sport zumindest für einen Moment in den Hintergrund. Türkische Fans sind aufgerufen, eine rechtsextreme Geste zu machen. Werden sie vom türkischen Präsidenten Erdogan unterstützt?

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist wie angekündigt nach Berlin gereist, um nach dem Wolfsgruß-Eklat das EM-Viertelfinale (live bei RTL und im ntv.de-Liveticker) der Türkei gegen die Niederlande zu schauen. Im dunklen Anzug und mit roter Krawatte saß der 70-Jährige zusammen mit Ehefrau Emine im Berliner Olympiastadion auf der Tribüne.

Erdogan war erst kurz vor Anpfiff in der Hauptstadt gelandet und soll seinem Büro zufolge unmittelbar nach dem Spiel wieder zurückfliegen. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr, hat er für den Kurzbesuch extra seine geplante Reise nach Aserbaidschan abgesagt.

Laut Hamit Altintop, Teammanager der türkischen Nationalmannschaft, hat der Besuch dagegen nichts mit der Wolfsgruß-Debatte zu tun. "Das war schon vorher abgesprochen, dass unser Staatschef zu diesem Spiel kommen wollte. Das hat mit dem Vorfall oder der Entscheidung der UEFA gar nichts zu tun", sagte der ehemalige Bundesligaprofi bei MagentaTV. Bisher hat sich Erdogan nicht dazu geäußert, dass der türkische Nationalspieler Merih Demiral für den Wolfsgruß durch die Europäische Fußball-Union (UEFA) für zwei Spiele gesperrt wurde.

Vom Verfassungsschutz beobachtet

Demiral hatte im EM-Achtelfinale gegen Österreich den Wolfsgruß gezeigt. Dieser drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der rechtsextremen türkischen Bewegung Ülkücü und ihrer Ideologie aus, den sogenannten Grauen Wölfen. In der Türkei wird die Geste etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Regierungspartner von Erdogan ist. Im Gespräch mit ntv erklärte Journalist und Autor Eren Güvercin, dass die Grauen Wölfe unter Verwendung des Wolfsgrußes in der Türkei bereits Pogrome auf Aleviten, syrische Flüchtlinge und andere Minderheiten verübt haben.

In Deutschland zählen die Grauen Wölfe 18.500 Mitglieder. Die Gruppe ist somit die größte rechtsextreme Organisation hierzulande. Verboten ist die Bewegung nicht, sie wird aber vom Verfassungsschutz beobachtet.

"Inakzeptabel, illegal und politisch"

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Der türkische Präsident hatte Kritik am Wolfsgruß dagegen abgetan. Erdogan zufolge habe Demiral mit der Geste lediglich seine "Begeisterung" über sein Tor ausdrücken wollen. Die türkische Regierung wirft Deutschland Fremdenfeindlichkeit vor. Die Entscheidung der UEFA, Demiral zu sperren, wurde im türkischen Fernsehen als "Skandal" bezeichnet. Der Präsident des türkischen Fußballverbands, Mehhmet Büyükeksi, nannte sie "inakzeptabel, illegal und politisch". Türkische Fußball-Ultras riefen die Fans, die heute Abend das Viertelfinale im Berliner Olympiastadion besuchen, auf, ebenfalls den Wolfsgruß zu zeigen.

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland empfiehlt der Bundesregierung, die Grauen Wölfe in Deutschland zu verbieten. Er erwarte von Bundesinnenministerin Nancy Faeser "dass die Grauen Wölfe und ihre Symbole in Deutschland verboten werden", sagte der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde, Ali Ertan Toprak, im Deutschlandfunk. Dies mache die Bundesregierung aber offenbar nicht, weil sie "keinen Ärger mit der Türkei" wolle.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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