Absage an schnelle Lockerungen Premier Johnson ist wieder im Dienst
27.04.2020, 10:57 Uhr
Boris Johnson ist wieder genesen - und arbeitet wieder vom Regierungssitz aus.
(Foto: AP)
Wochenlang ist Großbritanniens Premier Johnson wegen einer Covid-19-Erkrankung weitestgehend außer Gefecht gesetzt. Nun nimmt er die Amtsgeschäfte wieder auf - und stoppt sogleich Bestrebungen einiger Konservativer, die schnelle Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen fordern.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Der 55-Jährige wollte an einer Sitzung mit Kabinettsmitgliedern zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie teilnehmen. Zudem äußerte er sich öffentlich zu den Maßnahmen in Großbritannien.
Dabei erteilte Johnson einer vorzeitigen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen eine Absage. "Ich verstehe eure Ungeduld", sagte er mit Blick auf Forderungen von Unternehmen und auch aus der eigenen Partei, die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zu lockern. Eine zweite Erkrankungswelle müsse aber verhindert werden. Man sei im Kampf gegen die Pandemie auf einem guten Weg, sagte der Premierminister weiter. Das Blatt wende sich.
Aus seiner Konservativen Partei und der Wirtschaft war zuletzt der Druck gewachsen, die Ausgangsbeschränkungen zu lockern. Dafür sei die Zeit noch nicht reif, sagte hingegen Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar dem Nachrichtensender Sky News. "Wir haben große Fortschritte gemacht." Aber das Ziel sei noch nicht erreicht.
Beschränkungen bis mindestens 7. Mai
Die relativ strikten Ausgangsbeschränkungen in Großbritannien gelten seit dem 23. März und noch bis mindestens 7. Mai. Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum noch verlassen. Erlaubt sind der Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente. Alle Läden, die nicht der Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport ist nur einmal am Tag und nur mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind verboten.
Die Regierung hatte sich anfangs gegen härtere Maßnahmen gesträubt. Nach Ansicht von Kritikern ging dabei wertvolle Zeit verloren. In Großbritannien mangelt es an Tests, Beatmungsgeräten, Klinikpersonal und Schutzausrüstungen. Experten fürchten, dass es das am schlimmsten von der Pandemie betroffene europäische Land mit Blick auf die Todesquote werden könnte. Kritikern werfen der Regierung vor, den staatlichen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) kaputt gespart zu haben.
Den offiziellen Statistiken zufolge sind in Großbritannien bereits mehr als 20.000 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings deutlich höher liegen, da unter anderem die Opfer in Pflegeheimen nicht mitgezählt wurden. Johnson hatte sich in den vergangenen zweieinhalb Wochen auf dem Regierungs-Landsitz Chequers nahe London von der Lungenkrankheit erholt. Zuvor musste er mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen. Er wurde von Außenminister Dominic Raab vertreten.
Quelle: ntv.de, mli/dpa