Erdogan schlägt Untersuchung vor Putin: Dammbruch ist "barbarische Tat der Ukraine"
07.06.2023, 17:25 Uhr Artikel anhören
Nach dem Dammbruch telefonierte der türkische Präsident Erdogan sowohl mit Kreml-Chef Putin, als auch dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
(Foto: picture alliance/dpa/kyodo)
Erstmals nach der Explosion des Staudamms in Cherson meldet sich Präsident Putin zu Wort. In einem Telefonat mit dem türkischen Amtskollegen Erdogan schiebt er die Verantwortung der Ukraine zu. Die Überflutungen seien eine "ökologische und humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes".
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einem Telefongespräch mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan Kiew die Schuld für den Dammbruch gegeben. Es handele sich um eine "barbarische Tat der Ukraine", zitiert die Nachrichtenagentur Tass den Präsidenten aus einer Mitteilung des Kreml. Der Dammbruch ist Putin zufolge eine Katastrophe - sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt.
Auf Anregung des Westens hin würde Kiew die Lage weiter verschärfen und terroristische Methoden anwenden, soll Putin demnach zu Erdogan gesagt haben. Die Ukraine gehe "eine gefährliche Wette auf die Eskalation der Feindseligkeiten ein", begehe Kriegsverbrechen und organisiere Sabotage auf russischem Territorium.
Erdogan hat nach dem Telefonat eine Untersuchungskommission vorgeschlagen. Er habe dies in separaten Telefonaten mit Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit. Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es. Im Juli 2022 hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Abkommen vermittelt, das die Blockade ukrainischen Getreides durch Russland beendet hatte.
Selenskyj schrieb auf Twitter, er habe mit Erdogan über die humanitären und ökologischen Folgen des "russischen Terrorakts" gesprochen und der Türkei eine Liste von dringend Benötigtem übergeben.
Moskau hat das Gebiet Cherson im Herbst offiziell annektiert und bezeichnet die Region als russisches Gebiet. Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa