Erdogan spricht mit Kremlchef Putin: "Punktgenaue Schläge gegen militärische Infrastruktur"
06.03.2022, 14:53 Uhr
Anders als im September 2021 sprachen Erdogan und Putin diesmal telefonisch.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die Türkei ist NATO-Mitglied und unterhält enge Beziehungen nach Russland. In einem Telefonat mit Kreml-Chef Putin bekräftigt Präsident Erdogan seine Bereitschaft, zu vermitteln. Sein russisches Gegenüber richtet derweil Forderungen an die Ukraine.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bei einem Telefonat mit Kreml-Chef Wladimir Putin seine Forderung nach einer Waffenruhe erneuert. Erdogan habe in dem Telefonat betont, dass die Türkei bereit sei, zur friedlichen Lösung des Konflikts beizutragen, erklärte das Präsidialbüro. Es müssten für eine Waffenruhe, für die Öffnung "humanitärer Korridore" und für die Unterzeichnung eines Friedensabkommens dringend Schritte eingeleitet werden.
Das NATO-Mitglied Türkei unterhält enge Beziehungen zur Ukraine und zu Russland. Putin informierte Erdogan nach Angaben des Kreml über den Verlauf des Militäreinsatzes. "Es wurde unterstrichen, dass die Spezial-Operation nach Plan läuft und entsprechend dem Zeitplan", hieß es in einer Mitteilung. In Russland ist der Begriff "Krieg" für die Invasion in der Ukraine verboten.
Die russischen Streitkräfte würden alles tun, um das Leben und die Sicherheit friedlicher Bürger zu schützen. Es gebe punktgenaue Schläge "ausschließlich gegen Objekte der militärischen Infrastruktur". Laut der Kreml-Mitteilung gehen in der Region "mit besonderer Brutalität und mit Zynismus, nationalistische, neonazistische Gruppierungen" vor. Sie würden im Donbass Städte und Orte beschießen, Menschen als "lebendigen Schild" benutzen, darunter auch Ausländer, die als Geiseln genommen würden.
Putin verlangt von Kiew mehr Konstruktivität
Laut dem Kreml bekräftigte Putin die Bereitschaft Russlands zum Dialog mit der ukrainischen Führung und mit "ausländischen Partnern" mit dem Ziel, den Konflikt zu lösen. Ein Ende der "Spezial-Operation" sei nur möglich, wenn Kiew die Kampfhandlungen einstelle und die Bedingungen Russlands erfülle. Dazu gehört etwa die Anerkennung der Unabhängigkeit der Regionen Luhansk und Donezk und die "Zugehörigkeit" der Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu Russland. Das hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stets abgelehnt.
Putin hat nach Angaben seines Präsidialamtes die Ukraine auch zu einem veränderten Verhalten bei den nächsten direkten Gesprächen aufgefordert. "Es ist zu hoffen, dass die Vertreter der Ukraine bei der geplanten nächsten Runde von Verhandlungen einen konstruktiveren Ansatz zeigen, (und) die neu entstehende Realität voll berücksichtigen", erklärte der Kreml nach dem Gespräch Putins mit Erdogan.
Das Telefonat mit Putin dauerte nach Angaben türkischer Medien etwa eine Stunde. Erdogan hatte am Freitag auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Die Türkei verurteilt die Invasion, beteiligt sich aber nicht an Sanktionen gegen Russland.
Quelle: ntv.de, ses/dpa/rts