"Gehört uns"Putin angeblich zu Teil-Gebietstausch bereit - will aber ganzen Donbass

Seit mehr als zehn Jahren versucht Russland, sich den Donbass einzuverleiben - und ist immer noch nicht am Ziel. Doch Putin gibt nicht auf. Schließlich ist die Region militärisch und wirtschaftlich extrem bedeutsam.
Kremlchef Putin hat einem Zeitungsbericht zufolge Bereitschaft zu einem teilweisen Gebietsaustausch in der Ukraine signalisiert. Er beharrt demnach aber auf der Übernahme des gesamten Donbass im Osten des Landes. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtet, Putin habe bei einem Treffen mit führenden russischen Geschäftsleuten am 24. Dezember Details eines entsprechenden Plans erläutert.
Der Kreml-Korrespondent des Blattes, Andrej Kolesnikow, schrieb, Putin habe versichert, die russische Seite sei weiterhin zu den Zugeständnissen bereit, die er bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im August in Anchorage gemacht habe. "Mit anderen Worten: 'Der Donbass gehört uns'", zitierte der "Kommersant" aus dem Treffen. Außerhalb dieser Region sei aber ein teilweiser Gebietsaustausch von russischer Seite nicht ausgeschlossen.
Laut einer Auswertung von Daten des Instituts für Kriegsstudien (ISW) von Ende Augst werden 99 Prozent der Region Luhansk und 79 Prozent der Region Donezk inklusive deren jeweilige Hauptstädte von russischen Truppen kontrolliert. Die Region ist strategisch und wirtschaftlich enorm bedeutend. Seit 2014 hat die Ukraine in der Region Donezk laut ISW einen "Festungsgürtel" dort gebaut, bestehend aus Festungsstädten sowie Hunderten von Kilometern Gräben und Minenfeldern. Die russischen Streitkräfte hätten "derzeit keine Mittel, um die Kette von Befestigungen schnell einzukesseln oder zu durchdringen" - es würde wahrscheinlich Jahre dauern, dies zu tun.
Eine Aufgabe des Donbass hätte laut ukrainischen Verantwortlichen und Experten verheerende Folgen für die Sicherheit der Ukraine. Dies würde "das Tor zu einer künftigen weiteren Invasion der Ukraine öffnen", sagt der in Kiew ansässige Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropastudien, Andreas Umland. Ein Verlust würde die Ukraine in "eine Position bringen, die deutlich weniger verteidigungsfähig ist als die derzeitige Linie", erklärt das ISW. Dies würde potenziell den Weg zu den Städten Dnipro und Charkiw öffnen - zwei wichtige Knotenpunkte, die jeweils eine Million Einwohner haben. Die Region ist reich an Rohstoffen wie Lithium, Uran, Titan und seltenen Erden.
AKW-Betrieb mit USA und ohne die Ukraine?
Dem Bericht des "Kommersant" zufolge sprach Putin auch über das AKW Saporischschja. Demnach wird eine gemeinsame russisch-amerikanische Verwaltung der größten Atomanlage Europas diskutiert - "ohne Beteiligung der Ukraine". Die USA hätten zudem Interesse am sogenannten Krypto-Mining in der Nähe des Kraftwerks bekundet. Die Anlage solle auch die Ukraine teilweise mit Strom versorgen, hieß es weiter. Nach russischen Angaben stehen derzeit die annektierte Halbinsel Krim, etwa 90 Prozent des Donbass, 75 Prozent der Regionen Saporischschja und Cherson sowie kleinere Teile weiterer Gebiete unter eigener Kontrolle.
"Kommersant" berichtete über die Haltung Putins angesichts intensiver diplomatischer Bemühungen um ein Ende des Krieges. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, die ukrainische und die US-Delegation hätten sich bei Gesprächen am Wochenende in Miami bei der Ausarbeitung eines 20-Punkte-Plans angenähert und ein baldiges Treffen mit US-Präsident Donald Trump angekündigt. Es gebe jedoch noch keine Einigung über die Forderung, dass die Ukraine die von ihr noch kontrollierten Teile des Donbass abtreten müsse. Auch die Zukunft des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja sei strittig.
Trump hat wiederholt versprochen, den Konflikt zu beenden. Sein Sondergesandter Steve Witkoff und sein Schwiegersohn Jared Kushner verhandeln mit Russland, der Ukraine und europäischen Mächten.