Gipfeltreffen mit BushUS-Protokolle zeigen Putins frühe Fixierung auf die Ukraine

Schon Jahre vor seinem Krieg gegen die Ukraine stellte Putin die Existenz des Landes infrage. Das zeigen nun veröffentlichte US-Protokolle aus den 2000er Jahren. Demnach formulierte der Kremlchef gegenüber dem damaligen US-Präsidenten Bush territoriale Ansprüche und warnte vor einer Nato-Erweiterung.
Russlands Präsident Wladimir Putin ist offenbar schon seit Jahren fixiert auf die Ukraine und deren Ausscheiden aus der Sowjetunion. Das geht aus nun veröffentlichten Protokollen dreier Treffen zwischen Putin und dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush in den Jahren 2001 bis 2008 hervor, die vom National Security Archive der Vereinigten Staaten zugänglich gemacht wurden.
Demnach beklagte sich Putin bereits beim ersten Gipfel im Juni 2001 in Slowenien, dass Moskau auf Land verzichtet habe. Als Beispiel nannte er die Ukraine und Kasachstan. "Der sowjetische gute Wille hat die Welt freiwillig verändert. Und die Russen haben freiwillig Tausende Quadratkilometer Territorium aufgegeben. Unerhört. Die Ukraine, die jahrhundertelang zu Russland gehört hatte, wurde verschenkt."
"Kann mir vorstellen, dass wir Verbündete werden"
Bush kritisierte bei dem Treffen Russlands Vorgehen im Tschetschenienkrieg und äußerte Bedenken hinsichtlich Moskaus Beziehungen zu Nordkorea und Iran. Zugleich betonte er, die Nato-Erweiterung könne zur Stabilisierung der Region beitragen. Washington sei an einem starken Russland interessiert. "Russland ist Teil des Westens", sagte Bush den Protokollen zufolge.
Putin zeigte sich damals grundsätzlich offen gegenüber dem westlichen Verteidigungsbündnis. "Russland ist europäisch und multiethnisch – genau wie die Vereinigten Staaten. Ich kann mir vorstellen, dass wir Verbündete werden." Zugleich beklagte er, Moskau fühle sich von der Nato ausgeschlossen. Bereits 1954 habe die Sowjetunion einen Nato-Beitritt beantragt, der damals aus mehreren Gründen abgelehnt worden sei. "Nun sind all diese Bedingungen erfüllt. Vielleicht könnte Russland ein Verbündeter werden."
"Russland wird dort ständig Probleme schaffen"
Bei ihrem letzten Treffen im April 2008 in Sotschi traten die Differenzen deutlich zutage. Im Zentrum stand der US-Vorschlag, Abfangraketen in Polen und Rumänien zu stationieren. Moskau lehnte das entschieden ab. Putin machte zudem klar, dass ein möglicher Nato-Beitritt der Ukraine für Russland inakzeptabel sei und zu einem "langfristigen Konflikt und einer Konfrontation" mit den USA führen würde.
Auf Bushs Nachfrage nach den Gründen sagte Putin, die Ukraine sei kein natürlich entstandener Staat, sondern ein "künstliches Land", das in der Sowjetzeit entstanden sei. Die Ukraine sei gespalten in prowestliche und prorussische Teile, zudem nehme ein Großteil der Bevölkerung die Nato als feindliche Organisation wahr. "Indem Russland sich auf Nato-feindliche Kräfte in der Ukraine stützt, wird es versuchen, der Nato die Möglichkeit zur Erweiterung zu nehmen. Russland wird dort ständig Probleme schaffen", wird Putin zitiert.
Bush erwiderte laut Protokoll, er schätze Putins Offenheit. Zum Abschluss äußerte er die Befürchtung, dass die Beziehungen zwischen den USA und Russland künftig nicht mehr so eng sein würden wie während ihrer Amtszeiten.