Politik

Tumult wegen Flugzeug aus Israel Putin gibt westlichem "Abschaum" Schuld für Flughafen-Randale

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Ein aufgebrachter Mob stürmt in Dagestan einen Flughafen, als dort eine Maschine aus Israel ankommt. Passagiere werden mit Steinen beworfen. Der ukrainische Präsident Selenskyj bescheinigt Moskau einen erneuten Kontrollverlust. Doch für Kremlchef Putin ist klar: Schuld an den antisemitischen Gewaltexzessen habe der Westen.

Kremlchef Wladimir Putin hat die antijüdischen Ausschreitungen in der russischen Teilrepublik Dagestan für Vorwürfe gegen den Westen genutzt. Die Ereignisse in Dagestans Hauptstadt Machatschkala seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus inspiriert worden, "durch die Hände westlicher Geheimdienste", sagte Putin bei einer Sitzung zur Sicherheitslage Russlands, die in Ausschnitten im Staatsfernsehen übertragen wurde. Belege für die Behauptung einer angeblich ausländischen Steuerung des Vorfalls im muslimisch geprägten Nordkaukasus legte er nicht vor. Die Ukrainer würden versuchen, "unter der Führung ihrer westlichen Bosse, Pogrome in Russland zu provozieren", sagte Putin weiter. "Abschaum, anders kann man es nicht sagen".

Einmal mehr rechtfertigte der 71-Jährige in diesem Zusammenhang seinen eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wer gerade wirklich für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfe, seien Russlands Soldaten, sagte Putin, gegen den wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine bereits ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs erlassen wurde.

Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs war es in Machatschkala am Sonntagabend zu beispiellosen antisemitischen Gewaltexzessen gekommen, bei denen etwa 20 Menschen verletzt wurden. Eine aufgebrachte Menge stürmte den Flughafen der Stadt, als dort ein Flugzeug aus Israel ankam. Passagiere berichteten, sie seien mit Steinen beworfen worden. Die Übergriffe lösten international Bestürzung aus.

Selenskyj: Russland hat erneut Kontrolle über Ereignisse verloren

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Die Ukraine, die sich seit mehr als 20 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt, hat die Vorwürfe aus Moskau über eine angebliche Verwicklung in die Gewalttaten in Dagestan bereits zurückgewiesen. Präsident Wolodymyr Selenskyj bescheinigte Moskau einen erneuten Kontrollverlust. Russland habe all seine Kräfte mobilisiert, um die besetzten ukrainische Gebiete zu halten, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Doch dabei haben sie ihr eigenes Staatsgebiet mit einem solchen Ausmaß an Hass und Erniedrigung verseucht, dass Russland bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Kontrolle über die Ereignisse verliert", meinte der ukrainische Staatschef.

Zuerst seien meuternde russische Söldner in Richtung Moskau marschiert, sagte Selenskyj mit Blick auf den Aufstand des mittlerweile ums Leben gekommenen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin im Juni. Und nun sei zu beobachten, dass die Macht der Behörden in Dagestan schwinde, meinte Selenskyj weiter. In den vergangenen Monaten sind Vertreter der russischen Führung immer wieder mit antisemitischen Aussagen aufgefallen - gerichtet unter anderem gegen Selenskyj, der selbst jüdischer Abstammung ist.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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