Politik

"Barbarische terroristische Tat" Putin kündigt "gerechte und unausweichliche" Bestrafung an

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
dcf143736d9170400091131ec72b262b.jpg

Bei einem Anschlag auf eine Moskauer Konzerthalle kommen mehr als 130 Menschen ums Leben. Russische Behörden melden später elf Festnahmen. Präsident Putin verspricht Vergeltung für den "blutigen Massenmord".

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den tödlichen Angriff auf einen Konzertsaal im Moskauer Vorort Krasnogorsk als "barbarische terroristische Tat" verurteilt. In einer Fernsehansprache sagte Putin, alle vier Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. "Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war."

Den Drahtziehern des Anschlags drohte er mit Konsequenzen. "Alle Täter, Organisatoren und diejenigen, die dieses Verbrechen angeordnet haben, werden gerecht und unausweichlich bestraft. Wer auch immer sie sind, wer auch immer sie anführt", sagte der russische Machthaber. "Wir werden alle identifizieren und bestrafen, die hinter den Terroristen stehen, die diese Gräueltat, diesen Anschlag gegen Russland, gegen unser Volk vorbereitet haben." Putin ordnete zudem einen Tag der nationalen Trauer für Sonntag an. "Mein tiefstes Beileid für diejenigen, die Angehörige verloren haben", sagte Putin. Er sprach von einem "blutigen Massenmord".

Experten stufen IS-Erklärung als echt ein

Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, hat Gerüchte über eine Beteiligung hingegen deutlich zurückgewiesen. Darüber hinaus gibt es ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, das über alle offiziellen IS-Kanäle lief. Experten stuften die Erklärung bereits als echt ein. Trotzdem sind weiter viele Fragen offen. Russische Propagandisten hingegen behaupteten recht schnell, dass hinter dem blutigen Verbrechen die Ukraine stecke. Beweise dafür legten sie nicht vor.

Der Bonner Sicherheitsexperte Frank Umbach sagte zu den Mutmaßungen von russischen Stellen, er halte das für "ziemlichen Blödsinn". Terroranschläge würden den Zielen Kiews völlig widersprechen, da die Ukraine dann "die Unterstützung im Westen verlieren" würde, sagte der Politikwissenschaftler der Uni Bonn dem Sender Phoenix. Er äußerte zudem die Befürchtung, dass Russland den Angriff nutzen werde, um den Krieg in der Ukraine auszuweiten.

Ähnlich äußerte sich Unionsfraktionsvize Johann Wadephul von der CDU in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Russland habe "seine Verletzlichkeit gezeigt". Es sei zu befürchten, dass Putin "mit noch mehr Furor in der Ukraine antwortet".

Zahl der Toten steigt auf 133

Nach dem Anschlag gab es nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB bisher elf Festnahmen. Vier der Festgenommenen sollen direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen sein, wie FSB-Chef Alexander Bortnikow nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS sagte.

Zu den Festnahmen teilte der russische Parlamentsabgeordnete Alexander Chinstein mit, dass am Freitagabend ein mutmaßliches Fluchtfahrzeug mit Waffen im Inneren im Gebiet Brjansk gestoppt worden sei. Weitere Verdächtige würden in einem Wald gesucht, teilte er auf Telegram mit. Das Fahrzeug habe am Freitagabend bei einer Verfolgungsjagd der Polizei nicht angehalten, sei beschossen worden und habe sich dann überschlagen. "Ein Terrorist wurde auf der Stelle festgenommen, die anderen haben sich im Wald versteckt", sagte Chinstein. Am frühen Morgen sei ein zweiter Verdächtiger festgenommen worden.

Bei dem Anschlag am Freitagabend waren in der Konzert- und Veranstaltungshalle Crocus City Hall Behördenangaben zufolge mindestens 133 Menschen getötet worden. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Moskauer Ermittlungskomitee auf Telegram mit. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, hieß es.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen