Im Todesfall 30.000 Euro Putin verspricht Kriegsfreiwilligen Lebensversicherungen
04.08.2023, 12:58 Uhr Artikel anhören
Wladimir Putin geht neue Wege, um Kriegsfreiwillige zu rekrutieren.
(Foto: dpa)
Mit einer Lebens- und einer Krankenversicherung versucht Wladimir Putin, neue Freiwillige für den Angriffskrieg in der Ukraine zu gewinnen. Für eine schwere Verwundung zahlt der Kreml zum Beispiel eine niedrige vierstellige Summe. Bei Invalidität gibt es mehr.
Moskau ist bemüht, günstige Bedingungen zu schaffen, um zusätzliche Freiwillige für den Dienst in den russischen Streitkräften zu gewinnen. Wie das Institute for the Study of War in seinem aktuellen Bericht schreibt, unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin einen entsprechenden Erlass. Darin wird Freiwilligen und Mobilisierten, die an Russlands groß angelegtem Einmarsch in die Ukraine teilnehmen, eine obligatorische staatliche Lebens- und Krankenversicherung zugesichert. Der Erlass sieht auch eine Versicherung für Freiwillige vor, die seit dem 24. Februar 2022 an Kampfhandlungen teilgenommen haben.
Wie die russische Wirtschaftszeitung Kommersant unter Berufung auf das Dekret berichtet, werden im Falle des Todes eines Freiwilligen 3.131.729,56 Rubel ausgezahlt, das entspricht rund 30.115 Euro. Im Falle einer Invalidität gibt es, je nach Behinderungsgrad, gestaffelte Zahlungen zwischen 782.932 Rubel, also 7.529 Euro und 2.348.797 Rubel, also 22.587 Euro. Eine schwere Verwundung wird mit 313.172 Rubel entschädigt, das sind 3.012 Euro, für eine leichte Verwundung gibt es 78.293 Rubel, 753 Euro. Laut Dekret sollen die Zahlungen innerhalb eines Jahres erfolgen.
Das neue Gesetz gilt rückwirkend für alle, die sich ab dem 24. Februar 2022, dem Tag des Beginns der großangelegten russischen Invasion in der Ukraine, freiwillig zum Militär gemeldet haben. Nach Angaben des ISW hofft der Kreml, eine weitere Runde der Zwangsmobilisierung vermeiden zu können. Russlands Rekrutierung im Herbst 2022 brachte den Streitkräften zwar Zehntausende von Freiwilligen - einige Experten sprechen von bis zu 150.000 - war aber äußerst unpopulär. Hunderttausende russische Männer verließen fluchtartig das Land, um nicht rekrutiert zu werden.
Bevölkerung misstraut Militärführung
Laut dem stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, hat das russische Verteidigungsministerium zwischen Januar und Juli 2023 über 231.000 Freiwillige rekrutiert. Medwedew, der bis 2012 selbst russischer Präsident war und als Hardliner im Krieg auftritt, sagte, es sei die Aufgabe Russlands, "den Vertragsdienst so prestigeträchtig wie möglich zu gestalten".
Angesichts von Ängsten in der Bevölkerung vor einer neuen Mobilmachung hatte die russische Führung zuletzt mehrfach erklärt, dass ein solcher Schritt nicht nötig sei, weil es angeblich viele Freiwillige gebe. Dennoch trauen viele Bürger den Beteuerungen des Kreml nicht.
Die von Medwedew unter Berufung auf Militärangaben genannte Zahl von 231.000 rekrutierten Freiwilligen ist etwa doppelt so hoch wie die vom Mai. Damals war von 117.000 Freiwilligen und Zeitsoldaten die Rede. Der russische Dienst der BBC berichtet derweil, dass die von Medwedew behauptete Zahl der Freiwilligen, falls sie stimme, wahrscheinlich nicht nur zivile Rekruten umfasst. Hintergrund ist, dass das russische Militär Personal der Wagner-Gruppe rekrutiert, das sich bereiterklärt hat, sich in das Verteidigungsministerium versetzen zu lassen.
Quelle: ntv.de, spe