"Angst ist kein guter Ratgeber" Ramelow erklärt Alleingang in Corona-Krise
29.05.2020, 00:42 Uhr
Was zurzeit passiere, mache etwas mit der Gesellschaft, sagt Ramelow.
(Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)
Eigentlich hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, die Kontaktbeschränkungen bis Ende Juni zu verlängern. Thüringen hält sich jedoch abweichende Regelungen offen. Nun erklärt Ministerpräsident Ramelow seinen Umgang mit der Pandemie.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow will beim Umgang mit der Corona-Pandemie keine Ängste schüren. "Jetzt vor einer zweiten Welle zu warnen, die dann gar nicht kommt - das fände ich schwierig", sagte der Linken-Politiker dem "Spiegel". "Und dann zu sagen: Es könnte sein, dass die dritte kommt, während die Hälfte der Landkreise null Infektionen hat - das würde mir doch niemand mehr glauben."
Was jetzt passiere, mache etwas mit der Gesellschaft. "Und da müssen wir alle aufpassen, dass wir nicht permanent mit dem Faktor Angst arbeiten, weil Angst kein guter Ratgeber ist", sagte Ramelow. Er wundere sich, "wie es mancher Verschwörungsunsinn bis in den eigenen Freundeskreis schafft". Eine Erklärung sei, dass es nie zuvor solche Beschränkungen gegeben habe. "Die Zumutung, diesen Lockdown aushalten zu müssen, ist riesengroß."
Ihn mache es aber fassungslos, bei manchen Demonstrationen den Davidstern zu sehen. "Diesen Antisemitismus, der da gezeigt wird, finde ich abstoßend." Vor dem Protest etwa von Beschäftigten der Reisebüros oder der Reisebusunternehmen habe er dagegen höchsten Respekt.
Bund und Länder hatten sich am Dienstag darauf verständigt, die Kontaktbeschränkungen bis zum 29. Juni zu verlängern. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Länder den Aufenthalt im öffentlichen Raum mit bis zu zehn Personen oder den Angehörigen zweier Haushalte gestatten können. Thüringen hatte sich aber abweichende Regelungen offen gehalten.
Quelle: ntv.de, lri/dpa