Politik

Mit Swifts & Grönemeyers Segen? Robert Habeck summt sich zum Kanzlerkandidaten

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Zeit, dass sich was dreht? Robert Habeck.

Zeit, dass sich was dreht? Robert Habeck.

(Foto: X / Robert Habeck)

Keine 48 Stunden nach dem Bruch der Ampel-Koalition tobt der Wahlkampf bereits völlig enthemmt. "Zeit, dass sich was dreht", findet Robert Habeck und kündigt - ausgerechnet - mit dem Herbert-Grönemeyer-Hit seine Kanzlerkandidatur für die Grünen an. Auch Taylor Swift ruft er zu Hilfe. Und was hat Christian Lindner damit zu tun?

Aus ihrer Unterstützung für die Demokratin Kamala Harris hat Taylor Swift bei der US-Präsidentschaftswahl keinen Hehl gemacht. Herbert Grönemeyer wiederum ließ zuletzt erkennen, dass er sich nicht politisch vereinnahmen lassen will - jedenfalls nicht von der CDU. So untersagte er der Partei soeben erst die Nutzung seines Hits "Zeit, dass sich was dreht" zu Wahlkampf-Zwecken. Zuvor hatte die Junge Union bei einem Treffen in Halle den gemeinsamen Kanzlerkandidaten von CDU und CSU, Friedrich Merz, zu den Klängen des Songs im Saal begrüßt.

Weder Swift noch Grönemeyer hätten sich wohl träumen lassen, dass sie so schnell nun schon wieder zum Wahlkampfschlager werden. Schließlich spielen sie - vermutlich ungefragt - jetzt eine zentrale Rolle in einem Video, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstagabend auf X veröffentlichte, einer Plattform, der er zuvor unter Hinweis auf die dort nur allzu oft geäußerten Hasskommentare für Jahre den Rücken zugekehrt hatte.

Obwohl der Clip gerade mal elf Sekunden lang ist, hat er es ordentlich in sich. Schließlich deutet Habeck in ihm wenig subtil seine Kanzlerkandidatur für die Grünen an, die er nach ntv-Informationen am Freitag auch offiziell verkünden wird. Und das gerade mal einen Tag nach dem Bruch der Ampel-Koalition seiner Partei mit SPD und FDP.

Habeck sitzt in dem Video am Schreibtisch. Scheinbar in Gedanken versunken arbeitet er sich mit einem Stift durch Unterlagen, die vor ihm liegen. Dazu summt er die Melodie von "Zeit, dass sich was dreht", ursprünglich mal Grönemeyers musikalischer Beitrag zum Fußball-WM-Sommermärchen 2006, der anlässlich der Heim-EM in diesem Jahr mit einer Coverversion von Rapper Soho Bani noch einmal neu aufgelegt wurde.

Doch die Grönemeyer-Hymne ist nicht die einzige pikante Anspielung, mit der Habeck den Clip gespickt hat. An seinem Handgelenk ist zudem ein Armband zu erkennen, das an die von Taylor-Swift-Fans gern getragenen Freundschaftsbändchen erinnert. Was auf ihm zu lesen ist, wird in einer für einen Sekundenbruchteil dazwischen geschnittenen Nahaufnahme deutlich: "Kanzler Era".

Damit suggeriert Habeck nicht nur, dass seine Zeit als Regierungschef bevorstehen könnte. Er nimmt zudem ziemlich unverhohlen Bezug auf die jüngste Konzertreihe von Taylor Swift, die unter dem Motto "The Eras Tour" auch für mehrere Shows in Deutschland Station machte.

"Die Lampe stand rechts"

Und damit noch immer nicht genug der versteckten Hinweise, die sich in dem Clip finden lassen. Schließlich wird in einer weiteren ultrakurzen Nahaufnahme auch noch der Kalender des bisherigen Vizekanzlers eingeblendet. Er zeigt den 8. November, den heutigen Freitag also - und damit mutmaßlich das Datum, an dem Habeck seinen Hut im Kampf um das Amt des Regierungschefs in den Ring werfen wird. Zum Ende des Clips blickt der Grünen-Politiker mit einem Lächeln direkt in die Kamera, ehe er diese mit seiner Hand verdunkelt.

Die Hasskommentare, wegen derer Habeck einst X verlassen hatte, sind natürlich prompt wieder zurück. Unter dem Video stapeln sich Anmerkungen wie "Keiner kann dich doch leiden, du Kinderbuchautor", "Hau endlich ab" oder "Kindergarten für Erwachsene".

Auch Habecks bisheriger FDP-Koalitionspartner, der geschasste Finanzminister Christian Lindner, hat den Clip gesehen und unmittelbar darauf reagiert. Seine Replik fiel jedoch weit weniger harsch, sondern eher süffisant und ironisch aus. "Alle Demokraten willkommen hier, Robert!", merkte er mit Blick auf Habecks X-Comeback an. "Bild fast getroffen - die Lampe stand rechts", ergänzte er und postete dazu eine Aufnahme, die ihn in einer ganz ähnlichen Pose wie seinen Kollegen im Video am Schreibtisch zeigt. Das Schwarz-Weiß-Foto stammt aus einer Kampagne, mit der der FDP-Chef 2021 um Stimmen geworben hatte.

Daraus dürfte wohl auch zu lesen sein, dass das Verhältnis Lindners zu Habeck um einiges entspannter ist als das zum Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz, der ihn vor die Tür gesetzt hatte. Im nun eröffneten Wahlkampf werden sich die beiden aber ganz sicher dennoch nichts schenken.

Quelle: ntv.de, vpr

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