"Schwäche des Intellekts" Ruhani wettert bei UN-Rede gegen Trump
25.09.2018, 22:21 Uhr
Hassan Ruhani hat die Dialog-Bereitschaft seines Landes vor den Vereinten Nationen betont.
(Foto: REUTERS)
Vor den Augen der internationalen Gemeinschaft liefern sich Ruhani und Trump einen Schlagabtausch - wenn auch mit vier Stunden Verzögerung. Der iranische Präsident zweifelt an der nationalen Ausrichtung der USA und spricht von "Wirtschaftsterrorismus".
Nach scharfer Kritik von US-Präsident Donald Trump an der iranischen Führung hat Präsident Hassan Ruhani vor der UN-Vollversammlung im Gegenzug mit der US-Regierung abgerechnet. "Dem Multilateralismus entgegentreten ist kein Zeichen der Stärke, sondern ein Symbol der Schwäche des Intellekts", sagte der iranische Regierungschef in einer Rede bei der Generaldebatte. Trump trampele auf den globalen Regeln herum und handele "absurd und abnormal". Die dem Iran auferlegten Sanktionen seien eine Form von "Wirtschaftsterrorismus".
Ruhani warf den USA überdies vor, seine Regierung stürzen zu wollen. "Es ist absurd, dass die US-Regierung nicht einmal ihren Plan vertuscht, dieselbe Regierung zu stürzen, die sie zu Gesprächen einlädt." Er fügte hinzu: "Damit ein Dialog stattfinden kann, braucht es keine Gelegenheit für ein Foto." Die beiden Seiten könnten sich direkt in der Vollversammlung zuhören. Er selbst beginne den Dialog "gleich hier" und stelle "unmissverständlich klar, dass die Fragen der internationalen Sicherheit kein Spiel der amerikanischen Innenpolitik sind".
Trump hatte vier Stunden zuvor seine Rede für scharfe Angriffe gegen den Iran genutzt: Er sprach von einer "korrupten Diktatur" und warf der Führung in Teheran vor, "Chaos, Tod und Zerstörung" zu verbreiten. Die Staaten der Welt rief er auf, "das iranische Regime zu isolieren". Der US-Präsident betonte, am 5. November werde eine zweite Runde an Sanktionen wieder in Kraft gesetzt werden, die unter anderem den für den Iran überaus wichtigen Ölhandel betreffe. Die USA arbeiteten darauf hin, dass Länder, die Rohöl aus dem Iran importierten, diese Einfuhren "bedeutend" zurückfahren.
Die Führung in Teheran habe sich auch dank des Atomabkommens - das die USA einseitig aufkündigten - selber bereichert und "Chaos im Mittleren Osten und darüber hinaus" verbreitet. "Die Nachbarn des Irans haben einen hohen Preis bezahlt." Trump betonte, deshalb hätten so viele Länder im Mittleren Osten den Rückzug der USA aus dem Atomabkommen unterstützt. Die Vereinbarung habe der Führung in Teheran einen "Geldregen" beschert. Die Regierung habe die Mittel unter anderem dafür genutzt, atomwaffenfähige Raketen zu bauen und in Syrien und im Jemen ein "Gemetzel" anzurichten.
Ruhani: USA baten um Gespräch, nicht Iran
Unmittelbar vor seiner Rede hatte Trump ein Treffen mit seinem iranischen Kollegen Ruhani vor einem Politikwechsel Teherans ausgeschlossen. Vorher werde er nicht mit der iranischen Führung zusammenkommen, sagte der US-Präsident. Er gehe davon aus, dass die Regierung angesichts der Sanktionen keine Alternative zu einem Politikwechsel habe.
Trump wiederholte, die iranische Führung wolle mit ihm zusammenkommen. Ruhani sagte dem US-Sender CNN dagegen am Rande der Generalversammlung: "Weder dieses noch letztes Jahr haben wir ein solches Treffen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten angefragt." Dagegen habe die amerikanische Seite im vergangenen Jahr acht Mal um ein Gespräch gebeten.
Ruhani betonte, er halte ein solches Treffen derzeit nicht für angemessen. Stattdessen teilte er weiter gegen Trump aus: Es sei schade, dass es politische Führer gebe, die glaubten, ihre Interessen mit "extremistischem Nationalismus" durchsetzen zu können und mit "Rassismus und fremdenfeindlichen Tendenzen, die einer Nazi-Gesinnung ähneln".
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP