Politik

Kreml-Propaganda entlarvtRussen verbreiten Fake-Video über Lage in Kupjansk

18.12.2025, 21:47 Uhr
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Video poster

Moskau behauptet weiter, Kupjansk unter Kontrolle zu haben. Ein russisches Propagandavideo soll dies nun belegen. Doch Experten können rasch nachweisen, dass die Aufnahmen nicht in der ukrainischen Stadt entstanden sind.

Militärbeobachter haben ein Video als Fälschung entlarvt, das einen russischen Soldaten im Zentrum der umkämpften Stadt Kupjansk im Nordosten der Ukraine zeigen soll. Wie das Portal Militarnyi berichtet, konnte der Militärblog Bielietz nach Hinweisen belegen, dass die Aufnahmen nicht in Kupjansk, sondern im Dorf Tawilschanka entstanden sind. Der Ort liegt rund 20 Kilometer nördlich der Stadt auf russisch besetztem Gebiet.

In dem etwa 30 Sekunden langen Video ist zu sehen, wie ein vermummter Soldat in Kampfmontur eine Straße entlanggeht. "Wir, die Kämpfer der Russischen Föderation, befinden uns auf den Straßen der russischen Stadt Kupjansk", sagt der Mann in Richtung Kamera. Der Clip wurde erstmals am Mittwoch auf dem russischen Telegram-Kanal Operational_Space veröffentlicht. Dort hieß es, die Aufnahme zeige einen Soldaten des 121. motorisierten Schützenregiments bei einer Patrouille im südlichen Teil Kupjansks. Zur Untermauerung der Darstellung veröffentlichte der Kanal auch Koordinaten, die jedoch nicht mit dem tatsächlichen Aufnahmeort übereinstimmen.

Der Kreml behauptet seit November, dass Kupjansk von russischen Truppen erobert worden sei. Dem widersprechen jedoch zahlreiche unabhängige Berichte. In den vergangenen Wochen konnten ukrainische Einheiten weite Teile der strategisch wichtigen Stadt in der Region Charkiw zurückerobern. Vor wenigen Tagen zeigte sich Präsident Wolodymyr Selenskyj demonstrativ am Stadtrand. Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj erklärte heute, die Ukraine kontrolliere wieder fast 90 Prozent der Stadt. Der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow sagte hingegen, Kupjansk sei weiterhin in der Hand des russischen Militärs.

Ukrainische Militärblogger verzeichnen auf ihren Lagekarten nur noch einen schmalen Streifen innerhalb der Stadt, in dem sich russische Soldaten halten sollen. Auch die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) berichtete unter Berufung auf ausgewertetes Videomaterial über die Präsenz ukrainischer Truppen im Stadtzentrum. Militarnyi zufolge haben Kiews Einheiten zudem die meisten nördlichen Zufahrtswege nach Kupjansk abgeschnitten. Mehrere russische Militärblogger warnten zuletzt vor einer sich rapide verschlechternden Lage der eigenen Truppen.

Laut dem ISW nutzt Russland angebliche Erfolgsmeldungen für seine psychologische Kriegsführung. Ziel sei es, die Ukraine als kurz vor dem Zusammenbruch darzustellen, in der Hoffnung, der Westen gebe den Forderungen Moskaus nach. Selbst aus dem prorussischen Lager kommt inzwischen leise Kritik. Der bekannte Militärblog Rybar bezeichnete die Propagandastrategie angesichts der "tatsächlich schwierigen Lage" in Kupjansk als kontraproduktiv. Solche Inszenierungen würden den Truppen vor Ort nicht helfen, sondern wirkten wie schlecht inszenierte Krisenkommunikation, die nur Schaden anrichte, heißt es in einem Telegram-Beitrag.

Quelle: ntv.de, jpe

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