Langer Stau vor Kertsch-Brücke Russen zieht es trotz Krieg auf die Krim
03.07.2023, 11:47 Uhr Artikel anhören
Die Kertsch-Brücke war im Oktober 2022 bei einer Explosion schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Die angespannte Sicherheitslage auf der besetzten Krim hält die Russen offenbar nicht davon ab, Urlaub dort zu machen. Vor der Kertsch-Brücke, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet, bildet sich ein rund 13 Kilometer langer Stau.
Trotz der angespannten Sicherheitslage und langer Kontrollen zieht es russische Urlauber Medienberichten aus Russland zufolge wieder in großer Zahl auf die von Moskau besetzte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Vor der Zufahrt zur Kertsch-Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet, bildete sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax bis Montag von russischer Seite aus ein rund 13 Kilometer langer Stau. Rettungskräfte, Freiwillige und Verwaltungsangestellte verteilten Wasser an die in den Fahrzeugen wartenden Menschen, hieß es.
Die Halbinsel ist für Urlauber nur per Bahn oder Auto erreichbar. Russische Medien wie die "Komsomolskaja Prawda" berichteten über stundenlange Warteschlangen an der Kertsch-Brücke. Der Juli gilt als wichtigster Urlaubsmonat in Russland. Wegen des Angriffskriegs, den Russland seit gut 16 Monaten gegen die Ukraine führt, ist der Flugverkehr eingestellt.
Russland hatte die ukrainische Halbinsel schon 2014 völkerrechtswidrig annektiert. Nach Angaben der russischen Tourismus-Gewerkschaft müssen Urlauber, die in dem Stau festsitzen, keine Sanktionen der Hotels befürchten. Die Reisebranche sei bereit, den Touristen entgegenzukommen, die bei ihrer Anreise aufgehalten würden, sagte Gewerkschaftschef Ilja Umanskij nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Der Stau vor der Krim-Brücke hatte sich den Angaben zufolge seit Samstag immer weiter aufgebaut.
Angeblich Anschlag auf Gouverneur geplant
Die rund 19 Kilometer lange Kertsch-Brücke auf die Krim war im Oktober 2022 bei einer Explosion schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein. Nach der Explosion hat Russland die Kontrollen bei der Einfahrt auf die Brücke, die auch als wichtiger Versorgungsweg für die russischen Truppen gilt, massiv verstärkt.
Die Krim war schon in Zeiten der Sowjetunion ein beliebter Erholungsort. Wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs können russische Staatsbürger inzwischen nur noch eingeschränkt Urlaub im westlichen Ausland machen.
Auf der Halbinsel kommt es immer wieder zu Drohnen-Angriffe von ukrainischer Seite. Kiew hat angekündigt, die Krim zurückerobern zu wollen. Am Montag teilte der russische Geheimdienst FSB mit, dass ein angeblich vom ukrainischen Geheimdienst angeworbener russischer Staatsbürger festgenommen worden sei. Er soll einen Anschlag auf den von Moskau eingesetzten Krim-Statthalter, Sergej Aksjonow, geplant haben. Unabhängig prüfen ließ sich der Bericht nicht.
Quelle: ntv.de, lar/dpa