Politik

"Sie schießen auf jeden"Russische Militäreinheit wütet in Mali

08.12.2025, 13:39 Uhr
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Kremlchef Putin schreitet voran, Malis Juntachef Assimi Goita folgt ihm im Sommer in Moskau. (Foto: picture alliance/dpa/POOL)

Enthauptungen, Vergewaltigungen, Raub von Organen: In Mali macht das russische Afrikakorps offenbar dort weiter, wo die Wagner-Söldner aufgehört haben.

Eine neue russische Militäreinheit, die die Wagner-Söldnergruppe ersetzt hat, begeht geflohenen Zivilisten zufolge massive Menschenrechtsverletzungen wie Vergewaltigungen und Enthauptungen. Dies schreibt die Nachrichtenagentur AP , die mit zahlreichen Flüchtlingen sprach. Demnach wendet das russische Afrikakorps dieselben Taktiken an wie Wagner.

Zwei Flüchtlinge zeigten laut dem Bericht zudem Videos von Dörfern, die von den "weißen Männern" niedergebrannt worden waren. Zwei weitere sagten, sie hätten Leichen von Angehörigen gefunden, denen Leber und Nieren fehlten - über solche Vorfälle hatte AP zuvor im Zusammenhang mit Wagner-Söldnern berichtet. "Es ist eine Politik der verbrannten Erde", wird ein geflüchteter malischer Dorfvorsteher zitiert. "Die Soldaten sprechen mit niemandem. Sie schießen auf jeden, den sie sehen. Keine Fragen, keine Warnung. Die Menschen wissen nicht einmal, warum sie getötet werden."

Als das Afrikakorps vor sechs Monaten die berüchtigte Wagner-Truppe ablöste, hofften laut dem Beitrag die erschöpften Zivilisten auf weniger Brutalität. Flüchtlinge berichten nun jedoch von einer neuen Schreckensherrschaft des Afrikakorps in dem riesigen und weitgehend gesetzlosen Gebiet. Rechtsexperten sagen, Moskau sei direkt dafür verantwortlich. "Es sind dieselben Männer, die von der Regierung bezahlt werden und die Massaker fortsetzen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Wagner und dem Afrikakorps“, sagte der Dorfvorsteher.

Die malischen Behörden haben die Präsenz von Wagner oder des Afrikakorps nicht öffentlich bestätigt. Aber russische Staatsmedien haben in den letzten Wochen Berichte aus Mali veröffentlicht, in denen das Korps für die Verteidigung des Landes gegen "Terroristen" gelobt wird. Das russische Außenministerium bestätigte zudem, dass die Einheit "auf Ersuchen der malischen Behörden" aktiv ist und Bodensicherungen, Such- und Rettungsaktionen und andere Aufgaben übernimmt.

Die AP erhielt Zugang zur mauretanischen Grenze, wohin in den letzten Monaten Tausende Malier vor den eskalierenden Kämpfen geflohen sind. Sie sprach - meist unter der Bedingung der Anonymität - mit 34 Flüchtlingen, die von willkürlichen Morden, Entführungen und sexuellem Missbrauch berichteten. Das russische Verteidigungsministerium hat auf Fragen der Agentur nicht geantwortet.

Russische Soldaten in mehreren afrikanischen Ländern

Russlands Armee ist staatlichen Medienberichten zufolge in sechs afrikanischen Ländern im Einsatz. "Offiziere und Soldaten der russischen Streitkräfte" seien in Mali und fünf weiteren Ländern stationiert, meldete das Staatsfernsehen Mitte November in einem selten vorkommenden Bericht über die russische Militärpräsenz in Afrika. Medienberichten zufolge sind russische Truppen zudem in Burkina Faso, im Niger, in Äquatorialguinea, der Zentralafrikanischen Republik und Libyen stationiert.

Laut dem Bericht sind die in Afrika stationierten Truppen dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt und Teil des sogenannten Afrikakorps. Die meisten in Afrika eingesetzten Soldaten sollen zuvor an der "Spezialoperation" beteiligt gewesen, dem russischen Begriff für den Krieg in der Ukraine.

Neben russischen Militärflugzeugen, einem Hubschrauber und Panzerfahrzeugen zeigte eine Aufnahme eine Flagge der russischen Söldnergruppe Wagner. Die paramilitärische Wagner-Gruppe war in mehreren afrikanischen Ländern im Einsatz. Nach dem Tod ihres Chefs Jewgeni Prigoschin, der im August 2023 nach einem Putschversuch bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben kam, wurde die Gruppe jedoch aufgelöst und neu organisiert.

Angesichts seiner Isolierung im Westen hat Moskau seine politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit auf dem afrikanischen Kontinent ausgeweitet. Nach eigenen Angaben unterstützen russische Truppen afrikanische Regierungen im Kampf gegen Dschihadisten.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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