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"Freiwilligen"-Rekrutierung Russische Polizei nimmt 3000 Migranten bei Silvesterfeier fest

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Die meisten Migranten wurden bei den Feierlichkeiten in St. Petersburg festgenommen.

Die meisten Migranten wurden bei den Feierlichkeiten in St. Petersburg festgenommen.

(Foto: AP)

Für viele Migranten aus Zentralasien wird das Neujahrsfest in Sankt Petersburg zum Albtraum. Die russische Polizei nimmt rund 3000 Menschen "zu präventiven Zwecken" fest. Die Behörden setzen die Festgenommenen auf eine perfide Art unter Druck - und zwingen sie laut einem Bericht zum Kriegsdienst in der Ukraine.

Russische Polizisten haben in der Neujahrsnacht in Sankt Petersburg Tausende Migranten aus Zentralasien festgenommen. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete von rund 3000 Festnahmen "zu präventiven Zwecken". Bei mehr als 600 Menschen seien Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz festgestellt worden. Laut einem Bericht der unabhängigen Zeitung "Nowaja Gaseta Europa" waren die Massenverhaftungen Teil einer Operation des Innenministeriums zur Aufstockung der russischen Truppen in der Ukraine. Die Zeitung beruft sich auf eine Quelle im Ministerium.

Demnach bekam die Stadt bereits im August den Auftrag, 7000 "Freiwillige" für den Krieg in der Ukraine zu rekrutieren. Das Innenministerium habe daraufhin beschlossen, sich dabei auf Migranten zu konzentrieren. Die meisten Festnahmen erfolgten demnach bei öffentlichen Feierlichkeiten in der Silvesternacht, einige Menschen wurden aber auch in ihren Wohnungen festgenommen. Frauen und Kinder seien in eine Haftanstalt außerhalb der Stadt, Männer in andere Gefängnisse gebracht worden, hieß es im Bericht.

Kriegsdienst "dringend empfohlen"

Am nächsten Morgen sei den festgenommenen Männern "dringend empfohlen" worden, "sich als Freiwillige in der Armee zu melden". Denjenigen, die zögerten, wurde demnach mit der Ausweisung ihrer Familien aus Russland gedroht. Menschen, die die russische Staatsbürgerschaft nicht besitzen, sei eine schnelle Einbürgerung versprochen worden.

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Diejenigen, die keine Familienangehörigen in Russland und keinen russischen Pass haben, und sich nicht auf andere Weise unter Druck setzen ließen, wurden dem Bericht zufolge vor Gericht geschickt. Nach Angaben der Pressestelle der Gerichte von Sankt Petersburg prüften die Bezirksgerichte am 1. Januar 31 Protokolle über Verstöße gegen das Migrationsrecht, 27 Personen wurden mit einer Geldstrafe belegt und zur Abschiebung verurteilt.

Der Quelle im Innenministerium zufolge haben mindestens 1500 Festgenommene nach der Razzia einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnet. "Der Chef sagte gestern Abend, dass unsere Erfahrungen in Moskau positiv bewertet wurden und andere Regionen uns als Vorbild nehmen", sagte der anonyme Ministeriumsmitarbeiter. Es sei durchaus möglich, dass es von nun an auch in anderen Städten zu ähnlichen Razzien gegen Migranten kommen könnte, schätzte die Quelle.

Quelle: ntv.de, uzh

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