Schiff auf US-Sanktionsliste Russischer Waffenfrachter liegt in chinesischer Werft
25.04.2024, 16:51 Uhr Artikel anhören
Das Satellitenfoto vom 11. Februar zeigt die "Angara" in der Zhoushan Xinya Werft.
(Foto: via REUTERS)
Für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine greift Russland auch auf Munition aus Nordkorea zurück. Den Transport übernimmt unter anderem der russische Frachter "Angara". Satellitenaufnahmen zufolge liegt das Schiff in einer chinesischen Werft, mutmaßlich für Reparaturarbeiten.
Ein russisches Frachtschiff, das mit Waffenlieferungen zwischen Nordkorea und Russland in Verbindung gebracht wird, hat einem Bericht zufolge in einem chinesischen Hafen angelegt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die britische Denkfabrik Royal United Services Institute (RUSI) meldet, zeigen Satellitenaufnahmen von Mitte Februar den russischen Frachter "Angara" in der Zhoushan Xinya Werft in der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Demnach wurde das Schiff anhand seines AIS-Transponders (Automatic Identification System) identifiziert, der kurzzeitig aktiviert worden war. Die Werft ist laut eigenen Angaben das größte private Schiffsreparaturunternehmen in China.
RUSI zufolge hatte die "Angara", die auf einer Sanktionsliste der USA steht, im Januar in nordkoreanischen und russischen Häfen angedockt, wobei ihr Transponder deaktiviert war. Kurz nach der Ankunft in der chinesischen Werft am 9. Februar sei das AIS-System erneut abgeschaltet worden. Der Frachter soll seit August 2023 Tausende Container, die mutmaßlich Munition enthalten, vom nordkoreanischen Hafen Rajin nach Russland transportiert haben. Die Route der Container lasse sich RUSI zufolge bis hin zu einem stetig wachsenden Munitionslager im russischen Tichorezk verfolgen.
Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte Reuters zufolge, dass man sich bewusst sei, dass die "Angara" derzeit in einem chinesischen Hafen liege und man den Fall gegenüber den chinesischen Behörden angesprochen habe. "Wir fordern alle Mitgliedsstaaten auf, ihre Verpflichtungen gemäß der Resolution 2397 zu erfüllen", sagte der Beamte und bezog sich damit auf einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates, der den Handel mit Nordkorea einschränkt.
"Immer gegen einseitige Sanktionen"
Die chinesische Botschaft in der US-Hauptstadt Washington teilte Reuters mit, ihr seien keine Einzelheiten im Zusammenhang mit der "Angara" bekannt. Man sei jedoch "immer gegen einseitige Sanktionen", die nicht durch internationales Recht oder einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates gedeckt seien. Auch das chinesische Außenministerium erklärte, es habe keine Informationen über die Angelegenheit.
Joseph Byrne, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RUSI, erklärte, die Regierung in Peking müsse wissen, dass ein von den USA sanktioniertes Schiff in einer chinesischen Werft angedockt habe. "Wenn sie (die "Angara") ungeprüft und repariert aus dem Hafen fahren lässt, dann zeigt das, dass China wahrscheinlich nicht gegen diese russischen Schiffe vorgehen wird", so Byrne.
Washington hat Peking wiederholt aufgefordert, Russlands Kriegsanstrengungen nicht zu unterstützen. US-Außenminister Anthony Blinken hatte vergangene Woche Chinas Unterstützung für die russische Rüstungsindustrie kritisiert und erklärt, Peking heize durch die Lieferung wichtiger Waffenkomponenten Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine indirekt an.
Quelle: ntv.de, jpe