Energieinfrastrukur im Visier Russland attackiert Ukraine mit Hunderten Drohnen und Raketen
16.10.2025, 12:28 Uhr Artikel anhören
In Nischyn in der nordostukrainischen Region Tschernihiw wurden bei russischen Luftangriffen unter anderem zwei Wohnhäuser beschädigt.
(Foto: AP)
In der Nacht überzieht das russische Militär die Ukraine mit massiven Luftangriffen. Nach Behördenangaben werden zwei Menschen verletzt. Zudem wird erneut kritische Infrastruktur beschädigt. Präsident Selenskyj appelliert vor einem wichtigen Treffen an den Westen. Russland meldet seinerseits ukrainische Drohnenattacken.
Vor dem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington hat Russland erneut die Energieversorgung der Ukraine angegriffen. "Diesen Herbst nutzen die Russen jeden Tag für Angriffe auf unsere Energieinfrastruktur", schrieb Selenskyj bei Telegram. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland in der Nacht 320 Kampfdrohnen, 28 Raketen und 9 Marschflugkörper gegen sein Nachbarland ein.
283 Drohnen und 5 Marschflugkörper seien abgeschossen oder durch elektronische Flugabwehr zum Absturz gebracht worden. 18 feindliche Raketen seien verloren gegangen und müssten noch geortet werden, teilte die Luftwaffe am Morgen auf Telegram mit. Einschläge habe es an 14 Orten in der Ukraine gegeben. Auch herabstürzende Trümmer abgewehrter Flugkörper können zudem Schäden verursachen.
Attackiert wurde Selenskyj zufolge die Infrastruktur in den Regionen Winnyzja im Westen sowie Sumy und Poltawa im Nordosten. In der Region Charkiw im Osten des Landes sei kritische Infrastruktur und eine Einheit des Zivilschutzes angegriffen worden. Selenskyj warf Russland Doppelschläge vor, um Feuerwehrleute und Energieversorger, die nach einem Angriff am betroffenen Ort im Einsatz sind, zu verletzen. In der Stadt Nischyn im nordostukrainischen Gebiet Tschernihiw wurden nach Behördenangaben außerdem zwei Menschen verletzt. Bei der Attacke auf Nischyn seien unter anderem die Filiale eines Postunternehmens, zwei Wohnhäuser und zivile Infrastruktur beschädigt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Tschaus bei Telegram mit.
Kremlchef Wladimir Putin verstehe nur noch die Sprache des Drucks, schrieb Selenskyj. Es könne starke Entscheidungen geben, die helfen. Das hänge von den USA, Europa und anderen Partnern ab. Am Freitag will Selenskyj im Weißen Haus von Trump die Freigabe für den Verkauf von Tomahawk-Marschflugkörpern an sein Land bekommen, die eine Reichweite von rund 2500 Kilometern haben. In der Nacht wurde teilweise in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst. Am Vortag gab es zeitweise landesweit Stromabschaltungen wegen vorangegangener russischer Angriffe auf die Energieversorgung.
Auch Stromausfälle in Russland
In der russischen Grenzregion Belgorod beklagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow, dass es nach einem ukrainischen Angriff auf ein Infrastrukturobjekt zu Stromabschaltungen im Kreis Waluiki kommen könne. Außerdem sei eine Person verletzt worden, schrieb er bei Telegram. Stromausfälle gab es nach Angaben von Gouverneur Alexander Gussew in einigen Siedlungen im südrussischen Gebiet Woronesch.
In der Region Wolgograd stürzten nach Behördenangaben Drohnentrümmer auf ein Umspannwerk im Kreis Nowonikolajewski. Auch dort werde an der Wiederherstellung der Stromversorgung umliegender Ortschaften gearbeitet. Als Teil ihres Abwehrkampfes greift die Ukraine immer wieder auch Ziele in Russland an. Die Schäden und Opferzahlen stehen aber in keinem Verhältnis zu den verheerenden Folgen russischer Angriffe in der Ukraine.
Quelle: ntv.de, lar/dpa