UN: mögliche Kriegsverbrechen Russland bombardiert erneut ukrainische Städte
11.10.2022, 13:23 Uhr
Am Montag schlugen auch in der Stadt Saporischschja russische Raketen ein.
(Foto: picture alliance / AA)
Russland setzt seine Raketenangriffe auf die Ukraine fort. Erneut werden zahlreiche Raketen und Kampfdrohnen auf wichtige Infrastrukturanlagen abgefeuert. NATO-Staaten Osteuropas verurteilen die Angriffe scharf. Der UN-Menschenrechtsrat spricht gar von möglichen Kriegsverbrechen Russlands.
Russland hat bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrere Regionen des Landes erneut mit Raketen und Kampfdrohnen beschossen. Die Behörden in Saporischschja im Süden der Ukraine meldeten Angriffe mit russischen Raketen. In der Umgebung der Hauptstadt Kiew und im Gebiet Chmelnyzkyj habe es Explosionen gegeben, die Flugabwehr sei zum Einsatz gekommen, teilten offizielle Stellen mit. Die Behörden riefen die Menschen auf, in Kellern und Bunkern Schutz suchen. Das Gebiet Dnipropetrowsk wurde demnach ebenfalls beschossen.
Auch in Kiew gab es Luftalarm. Die Menschen suchten dort Schutz. In Lwiw, im Westen der Ukraine, traf ein Raketenangriff die Elektrizitätsversorgung der Stadt. Etwa 30 Prozent der Stadt hätten keinen Strom mehr, teilte Bürgermeister Andrii Sadowji auf Telegram mit. Ein Reuters-Augenzeuge berichtete von drei Explosionen in der Stadt. Kremlnahe russische Militärblogger bestätigten den massiven Beschuss der Ukraine mit Raketen. Ukrainische Medien berichteten, es seien 20 Raketen am Dienstagmorgen eingeschlagen.
Am Montag hatten die ukrainischen Behörden mehr als 80 russische Angriffe gezählt. Viele seien durch die Luftabwehr abgewendet worden. Bei dem Beschuss starben landesweit nach vorläufigen Angaben 19 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.
NATO-Staaten wollen "Verbrechen vor Gericht" bringen
Die Präsidenten von elf NATO-Ländern in Mittel- und Osteuropa haben die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Ukraine scharf verurteilt. "Im Namen unserer Staaten fordern wir, dass Russland die Angriffe auf zivile Ziele sofort einstellt. Wir werden in unseren Bemühungen nicht nachlassen, die Verantwortlichen der heutigen Verbrechen vor Gericht zu bringen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Unterzeichnet wurde sie von den Staatschefs von Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Nordmazedonien, Montenegro, Rumänien, Ungarn, Slowenien und der Slowakei. In ihrer Erklärung verwiesen die Staatsoberhäupter auch darauf, dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit keinerlei Verjährungsfristen und der Gerichtsbarkeit von Gerichten auf der ganzen Welt unterliegen.
Die jüngsten russischen Angriffe in der Ukraine könnten nach erster Einschätzung des UN-Menschenrechtsbüros sogar Kriegsverbrechen darstellen. Gezielt Zivilisten oder Infrastruktur wie Kraftwerke, die die Menschen zum Überleben brauchen, ins Visier zu nehmen, sei nach internationalem humanitären Recht verboten, sagte eine Sprecherin des Büros in Genf. "Die Orte und die Uhrzeit der Angriffe - als die Menschen zur Arbeit gingen oder Kinder zur Schule brachten - das ist besonders schockierend", sagte Sprecherin Ravina Shamdasani.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts