Politik

Nun sind auch Fans gefährdetRussland erklärt Pussy Riot zu "extremistischer Organisation"

15.12.2025, 15:26 Uhr
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Seit Jahren trotzen sie Kremlchef Putin, doch der Preis ist hoch: Pussy Riot bei einem Konzert im April in Kanada. (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Die Punkmusikerinnen von Pussy Riot sind dem Kreml schon lange ein Ärgernis. Nun ziehen die russischen Behörden noch einmal die Daumenschrauben an. Der Kreis derer, die potenziell gefährdet sind, wächst damit immer weiter.

Die russischen Behörden haben die feministische Punkband Pussy Riot für "extremistisch" erklärt. Ein Moskauer Gericht erklärte, es habe einem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben, der "die Punkband Pussy Riot als eine extremistische Organisation anerkennt und ihre Aktivitäten auf dem Territorium der Russischen Föderation verbietet." Damit ist nun jegliche Interaktion mit der Gruppe in Russland illegal, auch in der Vergangenheit getätigte "Gefällt-mir"-Angaben.

Seit Beginn der russischen Großoffensive in der Ukraine im Februar 2022 hat der Kreml seit hartes Vorgehen gegen Kritiker noch einmal verstärkt. Der Anwalt der Band, Leonid Solowjow, sagte dem unabhängigen russischen Nachrichtenportal Sotavision nach dem Gerichtstermin, die Entscheidung sei "eine weitere Aktion, die jene zum Schweigen bringt, die sich außerhalb des Erlaubten äußern".

Pussy Riot war von der Ausweisung als "extremistisch" ausgegangen. "Das Gesetz soll Pussy Riot aus dem Gedächtnis der russischen Bürger löschen", erklärten sie vergangene Woche in Onlinediensten. Die Gruppe zeigte sich zugleich besorgt um "die Sicherheit der Unterstützer von Pussy Riot, die Russland nicht verlassen können oder sich dafür entscheiden, dort zu bleiben."

Die Punkband reiht sich ein in die russische Liste von "Terroristen und Extremisten". Ebenfalls vertreten sind dort die Anti-Korruptions-Stiftung des 2024 verstorbenen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, das US-Unternehmen Meta sowie die "internationale LGBT-Bewegung".

Die Band Pussy Riot war mit einer Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale bekannt geworden. Dort führte die Gruppe ein "Punk-Gebet" auf, in dem sie Kreml-Chef Wladimir Putin offen kritisierte. Drei Frauen wurden anschließend zu Haftstrafen verurteilt. Inzwischen lebt die Band im Exil.

Erst im September waren fünf Mitglieder des Kollektivs in Abwesenheit in Moskau zu Haftstrafen zwischen 8 und 13 Jahren verurteilt worden. Das Gericht sprach sie wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Streitkräfte schuldig und warf ihnen vor, bewusst Verleumdungen und Falschinformationen über die russische Armee zu verbreiten. Anlass waren der Clip "Mama, Don't Watch TV" (Mama, schau kein Fernsehen) und ein Auftritt in München im April 2024, bei dem sie etwa die Zerstörung der ostukrainischen Stadt Mariupol durch russische Militärs thematisierten.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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