Politik

Tote und fast 100 Verletzte Russland feuert Hyperschall- und "viele" andere Raketen ab

Zerstörung in Kiew: Rettungskräfte versuchen, nach einem Angriff Überlebende zu retten.

Zerstörung in Kiew: Rettungskräfte versuchen, nach einem Angriff Überlebende zu retten.

(Foto: REUTERS)

Ist es Vergeltung für Belgorod, wie sie Kremlchef Putin ankündigte? Russland überzieht die Ukraine mit Angriffen, es gibt Tote und viele Verletzte. "Es ist einer der größten Luftangriffe auf Kyjiw", schreibt der Journalist Trubetskoy. Allerdings begannen die massiven Angriffe schon lange vor Belgorod.

Russland hat die Ukraine erneut mit schweren Luftangriffen überzogen und dabei vor allem Kiew ins Visier genommen. In der Hauptstadt und ihrer Umgebung wurden nach ukrainischen Behördenangaben vier Menschen getötet. Insgesamt seien im gesamten Land fünf Menschen ums Leben gekommen und mehr als 90 weitere verletzt worden.

Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland seit dem 31. Dezember etwa 170 iranische "Schahed"-Angriffsdrohnen und Dutzende verschiedener Raketen auf die Ukraine abgefeuert. "Bereits den dritten Tag leisten unsere Luftverteidiger unglaubliche Arbeit", schrieb der ukrainische Präsident auf Telegram.

In der Nacht hatte Russland nach ukrainischen Angaben "viele" Raketen Richtung Kiew abgefeuer. Die Bewohner der Hauptstadt sollten vorerst unbedingt in Schutzräumen bleiben, erklärte die ukrainische Luftwaffe. "Viele Raketen" seien Richtung Kiew unterwegs.

Dabei setzte Russland auch mehrere Hyperschallraketen ein. Der russische Telegram-Kanal "Two Majors" schrieb: "Die Kinschal-Raketen (insgesamt 11 Stück) werden alle paar Minuten abgefeuert. Dies ist das erste Mal, dass ein solch massiver Einsatz dieses Waffentyps beobachtet wurde." Auch die ukrainische Luftwaffe bestätigte, dass Russland mehrere Hyperschallraketen abgefeuert habe.

Kurz zuvor hatte die Luftwaffe bereits über das gesamte Land verteilt Luftalarme ausgelöst. "Insgesamt sind 16 strategische Bomber vom Typ Tu-95MS in der Luft. Ignorieren Sie nicht den Luftalarm! Begeben Sie sich in die Schutzräume", erklärte die Luftwaffe im Online-Dienst Telegram.

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"Recht scary"

Bereits am frühen Morgen waren in Kiew Explosionen zu hören gewesen. Nach Angaben der Stadtverwaltung versuchte die Armee gegen 2 Uhr Ortszeit, einen russischen Drohnenangriff abzuwehren. "Die Trümmer einer Drohne brennen auf einer Freifläche im Bezirk Desnjansky", erklärte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Er fügte hinzu, dass Rettungskräfte vor Ort seien. Es seien Anlagen der zivilen Infrastruktur getroffen worden; eine Gasleitung sei beschädigt. Auch Probleme mit der Wasserversorgung wurden gemeldet. Laut dem staatlichen Energieversorger Ukrenergo wurde auch das Stromnetz schwer beschädigt. Mehr als 250.000 Menschen in der Hauptstadtregion seien ohne Strom.

Der Journalist Denis Trubetskoy schrieb auf der Plattform X: "Es ist einer der größten Luftangriffe auf Kyjiw, den die ukrainische Hauptstadt gerade erlebt. Hier im Nordwesten ist es wirklich extrem unangenehm. 15 Explosionen oder so bisher gehört, kleinere Stromausfälle, Sirenen der Feuerwehrautos, alles, was dazu gehört. Und es geht weiter." Wenig später ergänzte er: "Das ist der schwerste Morgen, den ich bisher in Kyjiw erlebte, von den Luftangriffen her. Erst Drohnen, dann Marschflugkörper, dann die höchste Anzahl der aeroballistischen Kinschal-Raketen und jetzt wieder Marschflugkörper." Es habe so einige Schrecksekunden gegeben, "in denen es recht scary war".

Dutzende Drohnen abgewehrt

Auch aus anderen Landesteilen wurden Luftangriffe gemeldet. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw wurde nach ersten Behördenangaben ein Mensch getötet; mehr als 20 Menschen seien verletzt worden. Der Bürgermeister von Mykolajiw im Süden des Landes erklärte, die ukrainische Luftwaffe habe Drohnen abgeschossen, deren Trümmer einen Brand verursacht hätten. Die Luftwaffe gab an, in der Nacht 35 im Iran produzierte Shahed-Drohnen abgewehrt zu haben.

Am Montag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin angekündigt, die Angriffe auf militärische Ziele in der Ukraine als Reaktion auf Kiews Angriff auf die russische Stadt Belgorod verstärken zu wollen. Bei dem Angriff auf Belgorod waren am Samstag 25 Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder.

Ende vergangenen Jahres - noch vor dem Angriff auf Belgorod - hatte es allerdings einen russischen Großangriff auf die zivile Infrastruktur der Ukraine gegeben. Dutzende Menschen starben, mehr als hundert wurden verletzt. Russland beschoss das Nachbarland in nur einer Nacht mit knapp 160 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen verschiedener Typen. Der Angriff kurz vor dem Neujahrsfest war der schwerste seit Kriegsbeginn.

"Es ist keine Rache", schrieb der Militärexperte Carlo Masala zu den jüngsten russischen Angriffen auf X. "Solche Angriffe bedürfen der Planung und Koordination, die Tage dauert. Rache würde auch bedeuten, dass es diesen Angriff nicht geben würde, wenn es die Angriffe in Belgorod* nicht gegeben hätte. Und wir wissen aus dem letzten Winter, dass das nicht stimmt."

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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