Schlagabtausch ohne Lawrow Russland scheitert mit Einspruch gegen Selenskyj
20.09.2023, 22:32 Uhr
Selenskyj setzte sich auf den Platz gegenüber von Nebensja.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das kolportierte Aufeinandertreffen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj und Russlands Außenminister Lawrow im UN-Sicherheitsrat findet nicht statt. Vonseiten Moskaus ist UN-Botschafter Nebensja anwesend. Der keift gegen Selenskyj - und wird zurechtgewiesen.
Russland hat eine frühe Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im UN-Sicherheitsrat vergeblich zu verhindern versucht. UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte in New York, es gebe keinen Anlass, den ukrainischen Präsidenten zuerst reden zu lassen und die Sitzung in eine "Ein-Mann-Stand-up-Show" zu verwandeln.
Der momentane Vorsitzende des Sicherheitsrates, der albanische Ministerpräsident Edi Rama, lehnte dies ab. Es kam in der Folge zu einem Schlagabtausch zwischen Nebensja und Rama, der dem Russen vorschlug: "Sie stoppen den Krieg und Präsident Selenskyj wird nicht das Wort ergreifen." Weiter sagte Rama: "Können wir jetzt mit Ihrer Erlaubnis die Sitzung normal fortsetzen?"
Selenskyj war kurz zuvor im Rat eingetroffen. Er setzte sich gegenüber von Nebensja an den runden Tisch. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen traf sich am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Selenskyj dankte Rama später auf der Plattform X: "Lieber Edi Rama, heute haben Sie beim UN-Sicherheitsrat der Welt gezeigt, wie man mit Russland, seinen Lügen und seiner Heuchelei richtig umgeht."
In seiner Rede vor dem UN-Gremium warf Selensky der Führung in Moskau einen "verbrecherischen" Angriff auf sein Land und "Völkermord" vor. Er beklagte zudem eine Blockade des Sicherheitsrates und warb für einen ständigen Sitz Deutschlands im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen. "Der Großteil der Welt erkennt die Wahrheit über diesen Krieg an", sagte Selenskyj. "Es ist ein verbrecherischer und unbegründeter Angriff durch Russland gegen unsere Nation mit dem Ziel, sich das Territorium und die Ressourcen der Ukraine einzuverleiben."
Lawrow lässt sich erst später blicken
Der ukrainische Präsident beklagte zugleich, dass Russland als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates über ein Vetorecht verfügt. Mittels dieses Rechts blockiere Russland das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen: "Das Vetorecht in den Händen des Angreifers hat die UNO zu einem toten Punkt geführt." Der ukrainische Präsident forderte deswegen, gegen das russische Vetorecht vorzugehen. Zugleich warb er für einen ständigen Sitz Deutschlands im Sicherheitsrat. "Deutschland ist zu einem der wichtigsten globalen Garanten für Frieden und Sicherheit geworden", sagte Selenskyj. "Deutschland verdient deswegen einen Platz unter den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates."
Zu einem im Vorfeld kolportierten Aufeinandertreffen Selenskyjs mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow kam es dagegen nicht. Lawrow betrat den Saal des Sicherheitsrates erst, nachdem der ukrainische Präsident diesen verlassen hatte. Der bei Selenskyjs Rede anwesende russische Vertreter zeigte sich betont desinteressiert und schaute auf sein Handy.
Der russische Außenminister wies wiederum die Vorwürfe gegen sein Land in der Sitzung zurück - und erhob in seiner rund 25-minütigen Rede schwere Vorwürfe gegen die Ukraine. Kiew habe "rassistische Gesetze" gegen Russen in der Ukraine beschlossen. Außerdem sei die Führung in Kiew in der Hand von "Neo-Nazis".
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP