Reaktion auf EU-Sanktionen Russland setzt Arbeit am Weltraumbahnhof Kourou aus
26.02.2022, 10:24 Uhr
Gemeinsam mit Arianespace unterhält Roskosmos ein Joint Venture zum Betrieb der Sojus-Trägerrakete.
(Foto: picture alliance/dpa)
Trotz vieler Konflikte zwischen Russland und dem Westen funktionierte die Zusammenarbeit bei Raumfahrtprojekten in den vergangen Jahren nahezu reibungslos. Das scheint allerdings vorbei zu sein. Als Reaktion auf die EU-Sanktionen stoppt Moskau Raketenstarts in Französisch-Guayana.
Russland setzt als Reaktion auf die EU-Sanktionen nach dem Großangriff auf die Ukraine alle Raketenstarts vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus. Die russische Weltraumbehörde Roskosmos setze "die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern bei der Organisation von Weltraumstarts vom Kosmodrom Kourou aus", erklärte sie . Auch ihr technisches Personal, insgesamt knapp 90 Mitarbeiter, werde aus Französisch-Guayana abgezogen.
Der Staatsagentur Tass zufolge halten sich an dem Weltraumbahnhof in Südamerika derzeit 87 russische Mitarbeiter auf. Deren Rückflug werde nun organisiert. Bei der Internationalen Weltraumstation ISS will Russland hingegen die Zusammenarbeit fortsetzen, wie Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin kürzlich betonte.
Der Westen hatte nach dem Einmarsch Russlands ins Nachbarland Ukraine am Donnerstag scharfe Sanktionen gegen den russischen Finanz-, Energie- und Transportsektor verhängt. Dazu zählt ein Exportverbot für Flugzeuge sowie von Teilen und Ausrüstung der Luft- und Raumfahrtindustrie. Am Freitag setzte Brüssel neben den USA und Großbritannien zudem Präsident Wladimir Putin und seinen Außenminister Sergej Lawrow auf die Sanktionsliste. Der Kreml drohte dem Westen mit Vergeltungsmaßnahmen.
Die Raumfahrt galt in den vergangenen Jahren trotz vieler Konflikte zwischen Russland und dem Westen als einer der Bereiche, wo die Zusammenarbeit bislang ohne größere Störungen funktionierte. Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner bedauerte das angekündigte Ende der Zusammenarbeit. "Bisher hatte ich gehofft, dass es bei allen Schwierigkeiten gelingt, Raumfahrt aus dem Konflikt herauszuhalten", sagte Wörner. "Raumfahrt war über die vergangenen Jahre eine stabile Angelegenheit jenseits der politischen Auseinandersetzungen." Die Erde - "der blasse blaue Punkt"- habe verdient, dass die Menschheit gemeinsam große Herausforderungen wie Klimawandel, Hunger und Armut mit ihrer Forschung im Weltraum angehe, sagte Wörner, der von 2015 bis Februar 2021 die Europäische Raumfahrtbehörde Esa leitete.
Gemeinsam mit Arianespace unterhält Roskosmos ein Joint Venture zum Betrieb der Sojus-Trägerrakete. In diesem Jahr sollten acht Sojus-Raketen starten, davon drei von Kourou und fünf vom Kosmodrom im kasachischen Baikonur. Ohne Sojus-Raketen hätte die EU bis zur Inbetriebnahme der Ariane-Rakete 6, deren Erstflug für Ende des Jahres erwartet wird, keine eigenen Kapazitäten für den Start bestimmter Satelliten.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP