Wohl auch für Prigoschin Russland stellt Strafverfahren gegen Wagner ein
27.06.2023, 11:37 Uhr Artikel anhören
Wagner-Söldner marschierten am Samstag auf Moskau zu.
(Foto: picture alliance/dpa/Kommersant Publishing House/AP)
Am Wochenende marschieren Wagner-Söldner auf Moskau zu, um die russische Militärführung zu entmachten. Die Rebellion geben sie auf, ihnen wird im Gegenzug Straffreiheit vom Kreml garantiert. Moskau kommt seinem Versprechen nun nach: Die Verfahren werden beendet.
Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin und seiner Wagner-Armee ist das Strafverfahren gegen ihn, wie vom Kreml angekündigt, beendet worden. Angesichts des Endes der "kriminellen Handlungen" sei das am Freitag eingeleitete Verfahren nun eingestellt worden, meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den Inlandsgeheimdienst FSB.
Bei dem bewaffneten Aufstand waren nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin auch Piloten getötet worden, die die Wagner-Kolonne bei ihrem Marsch Richtung Moskau angegriffen hatten. Mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug wurden abgeschossen. Russische Militärblogger schätzten schon am Wochenende, dass mindestens ein Dutzend russischer Soldaten gestorben seien.
Verwunderung im Riesenreich
Söldnerchef Prigoschin hatte am Samstag nach Verhandlungen seinen Marsch Richtung Moskau überraschend gestoppt. Nach eigenen Angaben wollte er ein Blutvergießen unter russischen Soldaten verhindern und kehrte deshalb 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt wieder um. Er hatte auch die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und zog dort ebenfalls ab.
Präsident Putin hatte am Montagabend bestätigt, dass sein in Ungnade gefallener Ex-Vertrauter in Belarus mit seinen Kämpfern Zuflucht finden könne. Er bezeichnete die abtrünnigen Wagner-Leute als "Verräter". Ob Prigoschin schon in Belarus ist, war weiter unklar. Berichten zufolge soll sein Flugzeug bereits in Minsk gelandet sein. Dem loyalen Teil der Wagner-Truppe bot Putin an, Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium zu schließen.
Putin hatte noch am Samstag in einer Rede erklärt, dass die Drahtzieher des Aufstandes ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zugeführt würden. Dass dann der Kreml wenig später erklärte, die Aufständischen kämen nach Ende der Revolte und dem Abzug aus Russland doch ungeschoren davon, löste Erstaunen in dem Riesenreich aus. Schon wer etwa Putins Krieg gegen die Ukraine auch nur leise kritisiert, riskiert in Russland viele Jahre Straflager. Kommentatoren legten das Einlenken Putins als Schwäche des Kremlchefs aus.
Quelle: ntv.de, ses/dpa